Alt Bundesrat Hanspeter Tschudi ist tot
Alt Bundesrat Hanspeter Tschudi ist tot. Der "Vater der AHV" ist in der Nacht auf Montag nach kurzer Krankheit gestorben, wie die baselstädtische Staatskanzlei mitteilte. Tschudi war ab 1959 14 Jahre Vorsteher des Eidg. Departments des Innern (EDI).
Tschudi war am 22. Oktober 1913 in Basel geboren worden. Er war von 1953 bis 1959 in der baselstädtischen Kantonsregierung und zudem 1956 bis 1959 im Ständerat.
Am 17. Dezember 1959 wurde Tschudi zusammen mit dem Zürcher Sozialdemokraten Willy Spühler in die Landesregierung gewählt. Mit der Wahl zweier SP-Vertreter wurde die bis heute gültige "Zauberformel" bei der Sitzverteilung im Bundesrat geschaffen (je zwei FDP, CVP und SP sowie ein Mitglied der SVP).
Während der Amtstätigkeit als Vorsteher des EDI förderte Tschudi vor allem den Ausbau der Sozialwerke. Dazu gehören die 5. bis 8. AHV-Revision und die Einführung der Ergänzungsleistungen. Weiter führte er das Drei-Säulen-Prinzip in der Altersvorsorge ein. 1965 und 1970 bekleidete Tschudi zudem das Amt des Bundespräsidenten.
1973 trat Tschudi als erst 60-Jähriger aus der Landesregierung zurück. Er setzte sich aber nicht zur Ruhe, sondern war weiterhin auf sozialem Gebiet tätig. So gehörte er dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) an und war während 25 Jahren Präsident der Stiftung Pro Senectute/Für das Alter.
Gleichzeitig nahm er seine universitäre Lehrtätigkeit an den Universitäten Basel und Bern wieder auf. Er war bereits von 1952 bis 1959 Professor für Arbeits- und Sozialversicherungsrecht an der Uni Basel gewesen. 1993 veröffentlichte Tschudi seine Autobiografie "Im Dienste des Sozialstaates".