Im Alter von 82 Jahren ist der frühere CDU-Vorsitzende und Bundestagspräsident Rainer Barzel nach langer schwerer Krankheit gestorben.
Der deutsche Politiker starb in der Nacht in München nach langer Krankheit, wie eine CDU-Sprecherin in Berlin erklärte. Barzel war bereits zwischen Januar und Mai in einem Spital intensiv behandelt worden. Sein politisches Wirken bleibt vor allem mit dem Misstrauensvotum von 1972 verknüpft, bei dem Barzel knapp mit dem Versuch scheiterte, den damaligen Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) zu stürzen und abzulösen. Der gebürtige Ostpreusse Barzel war von 1964 bis 1973 Unions- Fraktionschef und von 1971 an auch für zwei Jahre CDU-Vorsitzender. Am 27. April 1972 verlor er mit 247 gegen 249 Stimmen die von ihm angezettelte Kampfabstimmung gegen Brandt.
Stasi besticht CDU-Abgeordnete
Die Umstände dieses Scheiterns sind erst seit kurzem geklärt. Wie die erst kürzlich veröffentlichte Auswertung von Stasi-Informationen aus den so genannten Rosenholz-Akten ergab, hatte die DDR-Staatssicherheit zwei Abgeordnete der Union bestochen, die dann gegen Barzel stimmten. 1982 übernahm Barzel unter Kanzler Helmut Kohl (CDU) das Ministerium für innerdeutsche Beziehungen, 1983 wurde er zum Bundestagspräsident gewählt.
Wegen des Vorwurfs von Verwicklungen in die Flick-Affäre trat er am 25. Oktober 1984 von diesem Amt zurück. Später konnte er aber zu beweisen, dass er mit der Flick-Affäre nichts zu tun hatte.
Tragischer Verlust
Im Privatleben musste Barzel den tragischen Verlust von zwei Ehefrauen und seiner einzigen Tochter verwinden. Seine erste Frau Kriemhild starb 1980 an Krebs. Seine 1949 geborene Tochter Claudia nahm sich 1977 das Leben. 1983 heiratete Barzel die spätere Vorsitzende der Welthungerhilfe, Helga Henselder-Barzel. Sie kam 1995 bei einem Autounfall ums Leben. Zwei Jahre danach heiratete Barzel die 23 Jahre jüngere Regisseurin und Schauspielerin Ute Cremer, mit der er bis zuletzt in München lebte.