Der unter mysteriösen Umständen gestorbene frühere russische Agent Litvinenko hat Präsident Wladimir Putin persönlich für seinen Tod verantwortlich gemacht.
In einer Abschiedserklärung, die der 43-Jährige auf dem Sterbebett diktiert hatte, heißt es an die Adresse des russischen Präsidenten gerichtet: „Sie werden mich vielleicht erfolgreich zum Schweigen bringen, aber dieses Schweigen hat seinen Preis. Sie haben sich genau so barbarisch und unbarmherzig gezeigt wie es ihre schlimmsten Kritiker behaupten.“
Litvinenkos Vater Walter fügte der Erklärung seines Sohnes hinzu: „Dieses Regime ist eine tödliche Gefahr für die Welt.“ Es habe seinen Sohn „durch eine winzige Atombombe“ getötet. „Sie war so klein, dass man sie nicht sehen konnte.“ Alexander Litvinenko war am Donnerstagabend in einer Londoner Klinik gestorben.
Ex-KGB-Oberst spricht von Giftpille im Tee
Schon zuvor hatten sich die Anschuldigungen gegen den russichen Geheimdienst gemehrt. Der einstige Oberst des Sowjetgeheimdienstes KGB Oleg Gordiewski sagte der britschen BBC am Freitag, der russische Geheimdienst habe „einen Mann mit einer Giftpille nach Großbritannien geschickt“. Das Gift sei in Litvinenkos Tee gegeben worden und habe ihn schließlich getötet.
Filmemacher stützt Gilftmord-These
Auch der Filmemacher Andrej Nekrasow äußerte keinen Zweifel an der Girfmord-These: „Es war ein sadistischer langsamer Mord“, sagte er der Zeitung „The Times“. Nekrasow hatte sich gemeinsam mit dem Ex-Agenten um die Aufklärung des Mordes an der regierungskritischen Journalistin Anna Politkowskaja bemüht. Der Filmemacher sagte, Litvinenko habe ihn noch kurz vor seinem Tod davor gewarnt, nach Russland zurückzukehren. Auch Litvinenkos Freund Alexander Goldfarb wiederholte seine Anschuldigung, der Ex-Agent sei einem Giftanschlag zum Opfer gefallen, hinter dem Russland stecke.
Kreml nennt Aufklärung „Sache der Briten“
Russland bedauerte den Tod Litvinenkos in einer ersten Stellungnahme als eine „Tragödie“. Im übrigen bezeichnete ein Kremlsprecher die Aufklärung des Falls als britische Angelegenheit.
Berichte über Mordauftrag vom Kreml
Litvinenko hatte zuerst 1998 Schlagzeilen gemacht, als er behauptete, vom Geheimdienst FSB, der zu dieser Zeit von Wladimir Putin geleitet wurde, einen Auftrag zur Ermordung des russischen Milliardärs Boris Beresowski bekommen zu haben. Später behauptete er, es sei der FSB gewesen, der 1999 mehrere Bombenanschläge auf Wohnhäuser in Russland verübt habe, um einen Vorwand für den zweiten Tschetschenien-Krieg zu haben. Litvinenko war im Jahr 2000 mit Frau und Kind nach Großbritannien geflohen, wo er politisches Asyl erhielt.
Zustand stetig verschlechtert
In den vergangenen Tagen hatte sich der Zustand des früheren russischen Agenten dramatisch verschlechtert. Litvinenko fielen die Haare aus, er kam auf die Intensivstation und verlor vor wenigen Tagen das Bewusstsein. Die Ärzte konnten bis zu seinem Tod keine Krankheitsursache feststellen.