Der Schweizer Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter Benno Besson, gefeiert für seine Aufführungen von Stücken seines Mentors Bertolt Brecht und von William Shakespeare, ist tot. Er starb am Donnerstagmorgen 83-jährig in einem Berliner Spital.
Benno Besson realisierte insgesamt über 50 Theater-Aufführungen, darunter zahlreiche Brecht-Stücke, aber auch klassische Dramen von Shakespeare oder Sophokles. Seine Inszenierungen waren immer gesellschaftskritisch, sein Stil wurde oft vom Grotesken geprägt. Er machte die Romandie mit Frisch bekannt, Frankreich mit Brecht und Deutschland mit Moliere.
"Oedipus" abgesagt
Besson hatte Ende Jänner die Proben an Sophokles’ "Oedipus Tyrann" im Pariser Salle Richelieu wegen gesundheitlicher Probleme abgebrochen und die Aufführung ab 25. März abgesagt.
Bei Brecht am Berliner Ensemble
Der am 4. November 1922 in der Nähe von Yverdon geborene Rene-Benjamin Besson gründete schon als 20-Jähriger eine Laienschauspieltruppe und arbeitete während dem Studium der Anglistik und Romanistik als Regieassistent am Zürcher Schauspielhaus. Seine erste eigene Inszenierung waren 1946 "Die Drei Soldaten" von Bertolt Brecht.
1947 ging Besson nach Paris und reiste von dort aus mit Brechts "Die Ausnahme und die Regel" und Moliere-Stücken durch die französische Besatzungszone in Deutschland. 1948 begegnete er Brecht in Zürich und folgte ihm ein Jahr später nach Ostberlin ans Berliner Ensemble. Bis 1958 führte Besson dort Regie, Brecht ließ ihm relativ freie Hand.
Legendäre Inszenierungen
Ein Brecht-Schüler sei er nie gewesen, so Besson, dazu habe es ihm an Intellektualität gemangelt. Der ganz große Erfolg kam für ihn 1962 am Deutschen Theater mit seinen Inszenierungen des "Frieden" von Aristophanes in der Bearbeitung von Hacks.
Auch "Der Drachen" von Jewgeni Schwarz und der "Oedipus Tyrann" von Sophokles waren legendäre Inszenierungen, die am Beginn einer Arbeit standen, die das Theater, nicht nur in Berlin, nachhaltig beeinflusste.
Freier Regisseur ab 1978
1978 verließ er Berlin, um sich als freier Regisseur in ganz Europa zu betätigen. Zwischen 1982 und 1989 war er Direktor der Genfer Bühne "La Comédie". Dabei berief er junge Regisseure wie Matthias Langhoff, die er während seines Aufenthaltes in Deutschland kennen gelernt hatte, in die Romandie.
In dieser Phase seines Schaffens begann Besson mit der zweisprachigen Inszenierung von Theaterstücken beidseits der Saane: 1984 brachte er "Hamlet" auf Französisch in Genf und auf Deutsch in Zürich gleichzeitig auf die Bühne. 1988 folgte das Brecht-Stück "Mann ist Mann" in einer zweisprachigen Aufführung.
Kritik an "Jonas"-Inszenierung
Die Aufführung von "Jonas und sein Veteran" von Max Frisch in deutscher und französischer Sprache am Zürcher Schauspielhaus und im Lausanner Theater Vidy stieß auf Kritik. Die Inszenierung von Frischs "Palaver" greife in den Abstimmungskampf um die Initiative "Schweiz ohne Armee" ein.
Mit Kainz-Medaille geehrt
Besson wurde vielfach ausgezeichnet: 1965 bekam er den Nationalpreis der DDR, 1966 wurde er in Jean-Louis-Barraults internationales Theaterkartell aufgenommen. 1982 erhielt er die Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien, 1994 den Molière-Preis der Stadt Paris und 1985 den Hans-Reinhart-Ring, die bedeutendste Auszeichnung in der Schweiz.
Vater von Katharina Thalbach
Besson ist der Vater der Berliner Film- und Theaterschauspielerin und Regisseurin Katharina Thalbach und des Schauspielers Pierre Besson.