Der 91jährige war wegen Kriegsverbrechen in Italien angeklagt. Er soll an der Erschießung von Zivilisten beteiligt gewesen sein. Bis zuletzt bestritt Konrad die Vorwürfe.
Der wegen des Verdachts von Kriegsverbrechen in Italien angeklagte frühere SPD-Politiker Klaus Konrad ist tot. Er starb mit 91 Jahren in Scharbeutz bei Lübeck, wie seine Familie am Donnerstag bestätigte. Konrad saß von 1962 bis 1969 für die SPD im Kieler Landtag, danach bis 1980 im Bundestag. Seit Januar verhandelte gegen ihn ein Militärgericht im italienischen La Spezia. Die Anklage warf ihm vor, 1944 aktiv an der Erschießung von Zivilisten in der Toskana beteiligt gewesen zu sein. Konrad hatte dies bis zuletzt bestritten. Er nahm wegen seines hohen Alters nicht am Prozess teil.
Konrad, Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, soll am 14. Juli 1944 an der Erschießung von 54 männlichen Zivilisten beim „Massaker von San Polo“ teilgenommen haben. So lautete der Vorwurf der italienischen Staatsanwaltschaft. Es hatte damals kurz zuvor ein heftiges Feuergefecht gegeben, als ein Grenadierregiment 19 Soldaten der Wehrmacht aus der Gewalt von Partisanen befreien wollte. Die Bewohner des Ortes, in dem sich die Schießerei abspielte, wurden ins nahe gelegene San Polo abgeführt, verhört und gefoltert. Die Soldaten sprengten die Leichen mit Dynamit, um eventuelle Folterspuren zu verwischen. Konrad sagte im Jahr 2004 dem ARD-Fernsehmagazin „Kontraste“, er sei lediglich bei Folterungen dabei gewesen.
Die Vorwürfe und manche Äußerungen Konrads lösten in der SPD Bestürzung aus. Im Februar 2006 beschloss Schleswig-Holsteins SPD-Landesvorstand das sofortige Ruhen der Mitgliedschaft von Konrad.
Die Staatsanwaltschaft La Spezia hatte sich bei ihren Vorwürfen auf alte Akten gestützt, die vor zehn Jahren zufällig im römischen Militärgericht gefunden wurden. Das Verfahren gegen Konrad war – wie andere mutmaßliche deutsche Kriegsverbrecher auch – über Jahrzehnte nicht voran getrieben worden.