Mit John Jahr ist einer der wichtigsten Verleger der Republik gestorben. Der Sohn des Mitbegründers von Gruner + Jahr hatte es vom Setzer bis zum Verlagsleiter gebracht.
Der Hamburger Verleger John Jahr ist tot. Er starb am Montagabend im Alter von 72 Jahren in Hamburg nach einer Hüftoperation an Herz- und Kreislaufversagen. Das teilte das Verlagshaus Gruner + Jahr am Dienstag mit.
John Jahr wurde am 27. Dezember 1933 in Hamburg geboren. Nach dem Krieg absolvierte er eine Lehre als Setzer und Drucker in Hamburg sowie eine umfassende Verlagsausbildung. 1955 trat John Jahr in die Leitung des väterlichen Verlages ein, des Constanze Verlags. Hier war er bis 1964 Verlagsleiter.
«Die Nachricht vom Tode unseres Bruders John erfüllt unsere Familie mit tiefer Trauer und großem Schmerz», sagte Angelika Jahr-Stilcken. «Die Lücke, die er in unserem Kreise hinterlässt, ist groß und wird von uns allen nur schwer zu schließen sein. Er war nicht nur der «große Bruder» innerhalb der Jahr-Familie; er war ihr allseits anerkannter Patriarch.»
Der Vorsitzende der Bertelsmann AG, Gunter Thielen, bekundete ebenfalls seine Trauer über den Tod von John Jahr. Schließlich sei Bertelsmann «der Familie Jahr seit mehr als drei Jahrzehnten aufs Engste verbunden» gewesen. In «einzigartiger Weise» habe «John Jahr in seiner Person die Initiative des Unternehmers mit dem Herzen des Verlegers vereint.»
Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU) sagte, Jahr habe maßgeblichen Anteil daran gehabt, dass Hamburg sich zur wichtigsten Medienmetropole Deutschlands entwickelt habe.
Der VDZ-Vorsitzende Hubert Burda nannte Jahr einen der letzten großen Verleger der Nachkriegszeit. Auf einzigartige Weise habe er verlegerisches Gespür und unternehmerischen Weitblick vereint.
Auch nach seinem Ausscheiden aus dem G+J-Vorstand blieb Jahr aktiv und kümmerte sich intensiver um die Spielbanken der familieneigenen Holding in Hamburg und Wiesbaden. John Jahr war verheiratet und hinterlässt seine Frau Heike und drei Kinder. (
Reinhard und Liz Mohn klagen über den Verlust eines «herausragenden Partners». Zwischen den Unternehmerfamilien bestehe eine Verbindung, die weit über das Geschäftliche hinausreiche. Gemeinsam habe man «viel erreicht und bewegt.»
G+J-Chef Bernd Kundrun erklärte, Jahr gehörte zu den großen Verlegerpersönlichkeiten. «Er verkörpert wie vielleicht kein anderer Identität und Haltung unseres Hauses. Er war für uns alle mehr als ein Vorstandskollege, er war ein Freund.»
Im Zuge der Gründung des Verlagshauses Gruner + Jahr durch die Verleger John Jahr, Gerd Bucerius und den Drucker Richard Gruner wurde er 1965 einer der neuen G+J- Geschäftsführer, die erfolgreich die Fusion der drei Unternehmen zu einem Großverlag vollzogen. Von 1971 bis 2000 gehörte er dem G+J-Vorstand an und war damit sein dienstältestes Mitglied. Auch im Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) übte er über Jahrzehnte Funktionen aus.
John Jahr war der älteste Sohn des Mitbegründers des Druck- und Verlagshauses, John Jahr sen., und über die Jahr-Holding zusammen mit seinen Geschwistern Alexander, Michael und Angelika zu 25,1 Prozent an Gruner + Jahr (G+J) beteiligt. Sein Bruder Alexander Jahr ist am 22. Juni dieses Jahres im Alter von 66 Jahren gestorben.