Wie Radio Bremen heute mitteilte, starb der Entertainer bereits am Freitag im Alter von 71 Jahren in Bremen.
Anfang 2005 war bei dem Kettenraucher Lungenkrebs diagnostiziert worden. Carrell hatte es mit Fassung getragen und über den nahenden Tod gesprochen: «Ich werde noch lange als Wiederholung weiterleben» und verabschiedete sich mit rührenden Dankesworten: «Deutschland hat mir zehn Mal mehr gegeben, als ich mir je erhofft habe», sagte er. «Ich verdanke diesem wunderbaren Land mein Leben.»
Bei seinem letzten grossen öffentlichen Auftritt hatte Carrell im Februar 2006 die Fernsehzuschauer tief gerührt. «Es war eine Ehre, in diesem Land, für dieses Publikum Fernsehen machen zu dürfen», hatte der bereits stark abgemagerte 71-Jährige mit heiserer Stimme gesagt, als er die Goldene Kamera der Zeitschrift «Hörzu» für sein Lebenswerk in Empfang nahm. Bereits Ende 2002 hatte Carrell seinen Rückzug aus dem Showgeschäft angekündigt.
Karrierehöhepunkt: Boxen gegen Muhammad Ali
Im Mai hatte er in einem Zeitungsinterview gesagt, er werde sich einäschern lassen, und dann sollten seine Kinder irgendwo einen Grabstein hinsetzen. Er überlege noch, ob seine Urne in einem gemeinsamen Grab mit seiner zweiten Frau Anke bestattet werden sollte.
Als Höhepunkt seiner Karriere hatte Carrell im Magazin der «Süddeutschen Zeitung» die Show «Am laufenden Band» genannt, in der er 1975 mit vier Kandidaten eine halbe Stunde gegen Muhammad Ali geboxt hatte. Ein Tiefpunkt sei der Tonausfall beim Auftritt von Heinz Rühmann gewesen, um den er sich lange als Gast bemüht habe.
Auf die Frage, ob er Galgenhumor habe, hatte er geantwortet: «Natürlich! Ich bleibe Profi – bis zum Schluss.» Sein Gemütszustand sei sehr gelassen. In Erinnerung bleiben möchte er «als ein Mann, der sie (die Zuschauer) gut unterhalten hat».
Seit 1964 in Deutschland auf Sendung
Der Intendant von Radio Bremen, Heinz Glässgen, würdigte Carrell heute als unnachahmlichen Gestalter der deutschen Fernsehunterhaltung. Radio Bremen war 1964 auf den niederländischen Entertainer aufmerksam geworden und ihn nach Deutschland geholt.
«Mit Rudi Carrell verliert die deutsche Medienlandschaft eine ihrer prägendsten Persönlichkeiten», erklärte Glässgen. «Mit Humor und Originalität hat er sein Publikum begeistert. Die Zuschauer liebten sein lockeres Auftreten. Die Menschen, die mit ihm arbeiten durften, kannten ihn als ehrgeizigen Arbeiter mit einem hohen professionellen Anspruch, der mit Disziplin und Konsequenz für das Ziel hochwertiger Unterhaltung eintrat.
Die ihm von allen Seiten gezollte Anerkennung belegt seinen Erfolg. Radio Bremen ist froh und stolz, dass er seine ersten sehr erfolgreichen Jahrzehnte im deutschen Fernsehen hier verbracht hat.»
Carrell wurde am 19. Dezember 1934 als Rudolf Wijbrand Kesselaar im holländischen Alkmaar geboren. 1959 wurde er durch einen selbst gestalteten Fernsehauftritt über Nacht in seinem Heimatland bekannt. Radio Bremen wurde 1964 auf den niederländischen Entertainer aufmerksam und holte ihn nach Deutschland.
Zunächst produzierte er ab 1965 in den Studios von Radio Bremen die deutsche Version seiner zuvor bereits in den Niederlanden erfolgreichen «Rudi Carrell Show». In den 70er und 80er Jahren folgten die beliebte Sendung «Am laufenden Band» mit Einschaltquoten bis zu 74 Prozent, und später «Rudis Tagesshow».