Der Schriftsteller Otto Steiger ist tot. Der frühere Radio-Nachrichtensprecher, dessen 20 Bücher in 17 Sprachen übersetzt wurden, starb am Dienstag in Zürich in seinem 96. Altersjahr, wie sein Verleger Heinz Scheidegger gegenüber der sda bestätigte.
Otto Steiger wurde am 4. August 1909 in Uetendorf bei Thun geboren und wuchs in Bern auf. Sein Grossvater war der Dichter Georg Steiger.
Steiger machte in Paris die Matura, studierte dort Romanistik und arbeitete aus Geldmangel unter anderem als Giesser und Reiseführer. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz wurde er 1936 Redaktor und Nachrichtensprecher bei der Schweizerischen Depeschenagentur.
«Die Stimme der Nation»
Ab Kriegsbeginn bis 1943 war Otto Steiger die offizielle «Stimme der Nation», die bei einem allfälligen Einmarsch die Echtheit der Radionachrichten garantieren sollte. Danach gründete und leitete er eine private Handelsschule (bis 1954), anschliessend ein Handelsunternehmen.
Sein literarisches Début gab er 1942 mit der Ehegeschichte «Sie tun als ob sie lebten», 1949 folgte «Und endet doch alles mit Frieden».
«Der rote Steiger»
Sein dritter Roman «Porträt eines angesehenen Mannes» wurde von Kritikern als Propaganda für den Kommunismus abgestempelt. Das Buch wurde tatsächlich ohne Steigers Zutun auf russisch übersetzt und innert kurzem 300’000mal verkauft.
Nachdem er unvorsichtigerweise einer Einladung des russischen Schriftstellervereins gefolgt war, diffamierte und ignorierte die Presse den «roten Steiger». Seine gesellschaftskritischen Bücher, viele davon Krimis, erschienen nur noch in Kleinverlagen. Er war gleichsam «Spurlos vorhanden», wie eines seiner Werke hiess.
Also versuchte er es mit Dramen und Jugendbüchern. In beiden Sparten erhielt er Preise. Von da an ging es wieder aufwärts. Bücher wie «Die Unreifeprüfung», «Der Doppelgänger», «Schott», «Schachmatt» und zuletzt die Geschichtensammlung «Das Wunder von Schondorf» (2001) wurden zum Teil bis heute immer wieder neu aufgelegt.