Sein Begräbnis vollzog sich nach einem vom Propheten Zarathustra vorgeschriebenen parsischen Ritual. Priester in weißen Gewändern gestalteten die Trauerfeier in einem Londoner Krematorium. Elton John legte ein Rosengesteck nieder mit der Aufschrift «Ich werde dich immer lieben». Bizarr und theatralisch, wie er es auf der Bühne immer geliebt hatte, vollzog Freddie Mercury auch seinen Abgang. Vor zehn Jahren, am 24. November 1991, starb der Sänger der Rockgruppe Queen an Aids.
Erst einen Tag vorher hatte er öffentlich zugegeben, an der Immunschwäche zu leiden. «Ich habe ganz bestimmt nicht den Ehrgeiz, 70 zu werden», hatte er einmal gesagt. «Das wäre doch langweilig.» Aber an einen Abschied mit 45 hatte er dabei wohl auch nicht gedacht. Lange leugnete er die Krankheit, am Ende fühlte er sich verlassen: «Du kannst in der Menge stehen und doch einsam sein.»
Aus seinem Kamikaze-Lebensstil hatte er nie einen Hehl gemacht. Alkohol und Kokain waren seine täglichen Begleiter, sein Albtraum war es, in ein leeres Schlafzimmer zu kommen. «Ich hatte eine Menge Liebhaber – Männer und Frauen», gab er freimütig zu. Sein Leben sei «wie russisches Roulette.»
Dass er ein Star war, will er schon immer gewusst haben. Nur dauerte es etwas, bis er die Welt davon überzeugt hatte. Der Sohn eines britischen Diplomaten persischer Abstammung, geboren auf der ostafrikanischen Insel Sansibar, war mit 13 Jahren nach London gekommen. Als die Swing-Zeit ihrem Höhepunkt zustrebte, verkaufte er mit einem gewissen Roger Taylor schrille Klamotten in Kensington. 1968 gründete Taylor seine erste Band. Zusammen mit den Gitarristen John Deacon und Brian May sowie dem attraktiven Freddie wurde daraus 1970 Queen.
Es war vielleicht die kopflastigste Erfolgsband der Rockgeschichte. Taylor hatte einen Doktor im Fach Biologie, May hatte in Astronomie ähnlich hohe Weihen angestrebt, Deacon war Diplom-Elektroniker, und Mercury hatte eine Auszeichnung für Grafik und Design. Das schlug sich in genauestens ausgearbeiteten, zuweilen als «überperfekt» und «kalt» kritisierten Stücken nieder. Mercury selbst hatte jedoch ein verblüffend unkompliziertes Verhältnis zu dieser Arbeit: «Meine Lieder sind Einwegrasierer», sagte er. «Sie machen Spaß, sie sind modern, und wenn man sie ein paar Mal gehört hat, reicht es. Wunderbarer Wegwerf-Pop.»
Zu Mercurys millionenfach verkauften Hits gehörten «Bohemian Rhapsody», «You Are My Best Friend» und «We Are The Champions». Auf der Bühne liebte der Opernfreund Verkleidungsexzesse, ständigen Kostüm- und Rollenwechsel: Da kam er mal in knallenger schwarzer Lederuniform, mit nacktem Oberkörper und Macho-Gesten daher, dann als vollendeter Gentleman im weißen Sacko, schließlich als Diva mit Federboa. «Es ist wie Schauspielern», sagte er. «Ich spiele verschiedene Charaktere. Es ist Illusion, eine Show.»
Sein letzter zu Lebzeiten veröffentlichter Song trug den Titel «The Show Must Go On». Doch für Queen ging nach ihm nichts mehr. «Ohne Freddie kann es uns nicht mehr geben», sagte May. 1995 stürmte Queen zwar noch einmal weltweit die Hitparaden, aber auch dieses Comeback lancierte kein anderer als der inzwischen gestorbene Frontmann: An dem Album «Made In Heaven» hatte er bis zuletzt gearbeitet und verfügt, dass es erst vier Jahre nach seinem Tod auf den Markt gebracht werden durfte.