Eine der kämpferischsten Politikerinnen der Schweiz ist tot. Emilie Lieberherr ist gestern in ihrer Altersresidenz in Zürich im Alter von 86 Jahren gestorben. In den letzten Jahren engagierte sie sich vor allem in Altersfragen.
Emilie Lieberherr wurde gemäss einer Mitteilung des Stadtrats 1970 als erste Frau in die Zürcher Stadtregierung gewählt und stand bis zu ihrem Rücktritt 1994 dem Sozialdepartement vor. Mit Emilie Lieberherr verliert die Stadt eine grosse Zürcherin und eine charismatische und verdiente Persönlichkeit.
Frau alt Stadträtin Emilie Lieberherr war von 1970 bis 1994 Mitglied des Stadtrates und Vorsteherin des Sozialdepartements und wurde als erste Frau überhaupt in die Zürcher Stadt-regierung gewählt. Auf ihre tatkräftige Initiative hin wurde die Alters-, Jugend- und Frauenpolitik erweitert. Die Wirkungskreise Kleinkinder, Menschen mit Behinderung, Arbeitslosigkeit und Drogenpolitik kamen neu dazu.
Zu den Pionierleistungen von Emilie Lieberherr gehörten unter anderem die Alimentenbevorschussung, der intensivierte Bau von städtischen Altersheimen, die Stiftung Wohnfürsorge für betagte Einwohner, die Einrichtung zahlreicher Jugend-Treffpunkte in den einzelnen Quartieren sowie Einsatzprogramme für arbeitslose Jugendliche.
In der Drogenpolitik gestaltete Emilie Lieberherr das noch heute handlungsleitende Modell der vier Säulen mit. Mit ihrer Idee der kontrollierten Heroinverschreibung stärkte sie massgebend die Säulen «Überlebenshilfe» und «Therapie».
In ihrem politischen Schaffen war Emilie Lieberherr national und über die Stadtgrenzen hinaus aktiv. Sie setzte sich seit den 1960er Jahren für die Gleichstellung von Frau und Mann ein und trug als Präsidentin des Aktionskomitees für den Marsch nach Bern massgeblich zur Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz bei.
Als Gründungsmitglied und Präsidentin des damaligen Konsumentinnenforums der Deutschen Schweiz und des Tessins ist sie eine der Vorkämpferinnen des Konsumentenschutzes in der Schweiz.