Vergeblich

Vergeblich
(ca. 500 v. Chr.)

Gering ist der Menschen Macht, erfolglos ihr Streben, in
Knappem Dasein Mühsal um Mühsal,
Und unentrinnbar hängt gleichmäßig über ihnen der Tod.
Denn davon erhalten ihr Teil ebenso die Guten
Wie wer schlecht ist.
Es gibt kein Unglück
Das nicht zu erwarten wäre bei Menschen, in kurzer Frist
Stößt Gott alles um.
Denn alles versinkt in dem einen grauenvollen Wirbelschlund,
Die großen Manneswerte und der Reichtum.
Denn auch sie vermochten es nicht, die früher einmal gewesen sind,
Halbgötter gezeugt von Herrengöttern,
Ein mühefreies, verfallfreies, gefahrfreies Leben
Zum Ziel des Greisentums zu bringen.

Simonides von Keos
(übertragen von Hermann Fränkel)