Der Mensch
Empfangen und genähret Vom Weibe wunderbar, Kömmt er und sieht und höret Und nimmt des Trugs nicht wahr;
Gelüstet und begehret Und bringt sein Tränlein dar; Verachtet und verehret, Hat Freude und Gefahr; Glaubt, zweifelt, wähnt und lehret, Hält nichts und alles wahr; Erbauet und zerstöret Und quält sich immerdar; Schläft, wachet, wäscht und zehret; Trägt braun und graues Haar. Und alles dieses währet, Wenns hoch kommt achtzig Jahr. Denn legt er sich zu seinen Vätern nieder, Und er kömmt nimmer wieder.
Matthias Claudius
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