30.4.06 – US-Ökonom John K. Galbraith ist tot

Der US-Wirtschaftswissenschaftler John Kenneth Galbraith ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 97 Jahren in Cambridge, Massachusetts. Als einer der weltweit einflussreichsten Ökonomen beriet der Kapitalismuskritiker mehrere US-Präsidenten. Mit seiner Kritik an der Konsumgesellschaft wurde der Linksliberale auch einem größeren Publikum bekannt. Galbraith war einer der wenigen Wirtschaftstheoretiker, die der interessierten Öffentlichkeit komplexe Themen in einfacher Sprache klar darstellen konnte. In seinem Hauptwerk "Gesellschaft im Überfluss" ("The affluent society") thematisiert er den Überfluss an privaten Gütern. Bereits 1958 warnte er vor den Wachstumsfolgen für die Umwelt.
Gegen Reagonomics und Thatcherism

In den achtziger Jahren richtete sich Galbraiths Kritik gegen die neoliberale Politik der Reagan-Administration in den USA und den Thatcherismus in Großbritannien mit den Folgen einer ungezügelten freien Marktwirtschaft und dem gezielten Abbau von Sozialleistungen. Galbraith lehrte Jahrzehnte lang an der US-Prestige-Universität Harvard und propagierte in fast drei Dutzend Fachbüchern, Romanen und zahllosen Magazin- und anderen Publikationen den Wohlfahrtsstaat und staatliche Wirtschaftsinterventionen. Der Staat solle mehr für die Armen, für das Erziehungs- und Ausbildungswesen und für den Umweltschutz tun, war seine Forderung. Er kritisierte die mächtigen US-Großkonzerne an und hielt die Gewerkschaften für ein wichtiges Gegengewicht.

Galbraith war als Bauernsohn auf einer Farm in Iona Station in der kanadischen Provinz Ontario aufgewachsen und studierte in Toronto. Er wandte sich an der Universität von Kalifornien in Berkeley später gezielt den Wirtschaftswissenschaften zu. Während der dreißiger Jahre, in der schlimmsten Rezession der US-Geschichte, stand Galbraith ganz unter dem Eindruck der enormen Wirtschaftsprobleme, der extremen Arbeitslosigkeit und drückenden Armut zahlloser US-Amerikaner und Kanadier. Früh wurde er Anhänger des britischen Wirtschaftswissenschaftlers John Maynard Keynes und sprach sich für eine aktive staatliche Wirtschaftspolitik zur Bewältigung der Wirtschafts- und Sozialprobleme aus.
Berater, Theoretiker, Redakteur

Während des Zweiten Weltkriegs war Galbraith zeitweise stellvertretender Leiter der US-Preiskontrollbehörde und gehörte dem Beraterstab von US-Präsident Franklin D. Roosevelt an. Später arbeitete er für das Wirtschaftsmagazin "Fortune". In den fünfziger Jahren beriet er den erfolglosen US-Präsidentschaftskandidaten Adlai Stevenson. John F. Kennedy entsandte ihn als US-Botschafter nach Indien. Galbraith beeinflusste in starkem Maße auch die auf viel höhere staatliche Sozialausgaben ausgerichtete Politik der "Great Society" des US-Präsidenten Lyndon B. Johnson.

Weitere wichtige Werke waren "Die moderne Industriegesellschaft" ("The New Industrial State") und "Die Solidarische Gesellschaft" ("The Good Society"). In "American Capitalism" und "The Great Crash" beschrieb er den Börsenkrach des Jahres 1929. 1987 warnte er vor einem neuen Börsenkrach, indem er Vergleiche mit 1929 zog.

23.4.06 – Bestseller-Autor Morton Freedgood gestorben

Der Bestseller-Autor Morton Freedgood, der unter dem Namen John Godey schrieb, ist tot. Er starb im Alter von 93 Jahren in seinem Haus in New Jersey, meldete die Zeitung "Los Angeles Times".

Berühmt wurde er durch Kriminalromane, unter anderem "The Taking of Pelham One Two Three" (1973) über die Entführung einer New Yorker U-Bahn. Der Roman wurde später unter dem deutschen Titel "Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123" mit Walter Matthau und Robert Shaw in den Hauptrollen verfilmt.

1957 veröffentlichte Freedgood den Roman "The Wall-to-Wall Trap" erstmals unter seinem eigenen Namen. Er benutzte jedoch weiter sein Pseudonym John Godey – der Titel einer Frauenzeitschrift aus dem 19. Jahrhundert – für seine erfolgreichen Krimis.

23.4.06 – Italienische Film-Diva Alida Valli gestorben

Die italienische Schauspielerin Alida Valli, die für weltberühmte Regisseure wie Luchino Visconti und Alfred Hitchcock vor der Kamera stand, ist tot. Sie starb am Samstag im Alter von 84 Jahren in ihrem Haus in Rom. "Addio Alida, wunderschöne Diva, die Visconti und Hitchcock verzauberte", schrieb die römische Zeitung "La Repubblica" am Sonntag.

International bekannt wurde die aus Istrien stammende Tochter eines österreichischen Journalisten, die eigentlich Alida Maria Altenburger hieß, zunächst durch ihre Hauptrolle in dem Film-Klassiker "Der dritte Mann" (1949) und durch ihren Auftritt in Alfred Hitchcocks Streifen "Der Fall Paradin" (1947).

Später ging sie nach Hollywood, hatte dort aber kein Glück und kehrte bald wieder nach Italien zurück. Hier folgten Filme mit Visconti, wie "Sehnsucht" (1954) und "Noch nach Jahr und Tag" (1960).

Valli spielte für Bernardo Bertolucci in "Strategie der Spinne" (1969) sowie in dem monumentalen Historienepos "1900" an der Seite von Gerard Depardieu und Robert De Niro. Eine Rolle übernahm die Valli auch in George Pan Cosmatos Thriller "Cassandra Crossing" (1976). Danach war sie nur noch in kleineren Nebenrollen auf der Leinwand zu sehen.

21.4.06 – Ehemaliger ZDF-Redaktionsleiter Heiner Michel gestorben

Im Alter von 74 Jahren ist am vergangenen Freitag, 21. April 2006, der langjährige Leiter der ZDF-Redaktion Kirche und Leben (evangelisch), Heiner Michel, gestorben. Der ausgebildete Religionspädagoge und Lehrer kam 1982 zum ZDF und leitete die evangelische Redaktion "Kirche und Leben" bis 1989. Heiner Michel hatte so populäre Sendungen wie die ZDF-Serie "Unser Walter" und "Neues aus Uhlenbusch" mitentwickelt, war Autor von "Tribunal ’82", einer auch heute noch aktuellen Reihe zur Globalisierungsthematik, und verantwortlich für den ZDF- Programmschwerpunkt zu "500 Jahre Luther" im Jahr 1983.

ZDF-Intendant Markus Schächter würdigte die Verdienste des Fernsehmachers: "Heiner Michel war nicht nur ein innovativer Programmgestalter, sondern vor allem ein hoch engagierter Redakteur, der drängende soziale und ethische Fragen in seinem beruflichen Wirken in den Vordergrund stellte."

Der am 10. März 1932 in Bremen geborene Michel war ab 1989 für die ZDF-Redaktion Literatur und Kunst tätig und ab 1993 zudem als Personalrat engagiert. 1995 schied er aus dem aktiven Dienst des ZDF aus.

21.4.06 – Ehrenpräsident der Zürcher Kunstgesellschaft gestorben

Carlo von Castelberg, von 1975 bis 1987 Präsident der Zürcher Kunstgesellschaft, ist am Donnerstag im Alter von 83 Jahren gestorben. Die Kunstgesellschaft verliert «einen engagierten Ehrenpräsidenten», wie das Kunsthaus Zürich mitteilte.

Carlo von Castelbergs Verdienste sind vielfältig: Mit der Wahl «junger, gesellschaftlich engagierter Kuratoren» habe der 1923 in Zürich geborene Jurist in den 80er-Jahren das Kunsthaus für ein breites Publikum interessant gemacht. Dazu beigetragen habe auch sein Einsatz zugunsten der Fotografie und die von ihm engagiert unterstützte Vergabe des Preises für junge Schweizer Kunst.

In von Castelbergs Amtszeit wurde zudem die letzte Kunsthaus- Erweiterung abgeschlossen. Eröffnet wurde in dieser Zeit der 1976 errichtete, der amerikanischen und zeitgenössischen Kunst gewidmete Bau des Architekten Werner Müller.

13.4.06 – Jüngste Pointer Sister gestorben

In den Siebzigern hatte sie gemeinsam mit ihren Schwestern und Liedern wie «Fire» in den Discos für heisse Sohlen gesorgt. Jetzt ist June Pointer, das jüngste Mitglied der Pointer Sisters, 52-jährig gestorben.

Die Sängerin erlag bereits am Dienstag in Los Angeles einer Krebserkrankung. Sie befand sich seit Ende Februar schon im Krankenhaus. Sie sei im Kreis ihrer Geschwister gestorben, hiess es in einer Erklärung der Familie.

Die gospelgeschulten Schwestern Ruth, Anita, Bonnie und June wurden Anfang der siebziger Jahre als Pointer Sisters mit Songs wie «I’m So Excited», «He’s So Shy» oder «Fire» berühmt. 1974 wurden die Soul-Schwestern mit einem Grammy ausgezeichnet. 1976 hatte das Quartett an der Seite von Richard Pryor auch in der Filmkomödie «Car Wash» einen kurzen Auftritt.

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1977 verliess Bonnie die Gruppe für eine Solo-Karriere, auch June stieg später aus und nahm zwei Solo-Alben auf. Anita und Ruth treten zusammen mit Ruths Tochter Issa weiterhin als Pointer Sisters auf.

June Pointer war 2004 wegen Kokain-Besitzes in die Schlagzeilen geraten. Sie musste sich einem Rehabilitationsprogramm unterziehen.

10.4.06 – Schwedischer Filmregisseur Sjöman mit 81 gestorben

Der schwedische Filmregisseur und Romancier Vilgot Sjöman ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Das meldete der Rundfunksender SR in Stockholm am Montag. Sjöman wurde auch in Deutschland vor allem durch seinen als "Sex-Schocker" umstrittenen Film "491" (1964) sowie zwei Folgen der Serie "Ich bin neugierig" (1967/1968) bekannt. Sjöman veröffentlichte außerdem neben mehreren Romanen zahlreiche Essaybände, Reportagen sowie eine dreibändige Autobiografie.

Er galt im Filmfach vor allem als Schüler von Ingmar Bergman (87). Seinen letzten Spielfilm drehte er 1995 über den Stifter der Nobelpreise, Alfred Nobel (1833-1896). Ende der 90er Jahre verklagte er mit publizistischer Unterstützung den Privatsender TV4, weil dieser mit Werbespots seinen Nobelfilm unterbrochen und damit seine Autorenrechte verletzt habe.

5.4.06 – Popsaenger Gene Pitney gestorben

Der amerikanische Popsänger und Komponist Gene Pitney ist während einer Tournee gestorben. Der 65-Jährige, der mit Songs wie "Something’s Gotten Hold Of My Heart" berühmt wurde, ist tot in seinem Hotelzimmer in Cardiff aufgefunden worden. Am Vorabend habe er in England noch ein "wundervolles Konzert" gegeben, so sein Tourmanager James Kelly am Mittwoch.

Zu Pitneys Hits gehörten "Something’s Gotten Hold Of My Heart", "Twenty Four Hours From Tulsa" und "Town Without Pity". "Er hatte gestern Nacht eine gute Show in der St. David’s Hall gemacht", sagte Kelly. "Wir kennen im Augenblick noch nicht die Todesursache, es sieht aber nach einem friedlichen Einschlafen aus." Pitney sei voll angekleidet auf seinem Rücken liegend vorgefunden worden, "als ob er sich eben mal hingelegt hat".

5.4.06 – Herzinfarkt als Todesursache Milosevics bestätigt

Die niederländische Staatsanwaltschaft hat bestätigt, dass der ehemalige jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic eines natürlichen Todes gestorben ist. Die rechtsmedizinische Untersuchung habe keinerlei Hinweise auf ein Verbrechen ergeben, hieß es am Mittwoch. Milosevic sei einem Herzinfarkt erlegen.

Der vor dem Haager Kriegsverbrechertribunal angeklagte Milosevic war am 11. März tot in seiner Zelle aufgefunden worden. Familienangehörige und Anhänger äußerten den Verdacht, der 64-Jährige sei vergiftet worden oder an mangelhafter ärztlicher Versorgung gestorben. Die niederländische Staatsanwaltschaft erklärte dagegen, bei der Autopsie seien schwere Herzfehler nachgewiesen worden, die zu einem Herzinfarkt geführt hätten.

Milosevic sei am Morgen des 11. März vermutlich gegen 07.45 Uhr gestorben, hieß es weiter. Wachleute hätten gegen 09.00 Uhr an seine Tür geklopft, um ihn zu wecken. Um 10.00 Uhr sei seine Leiche entdeckt worden. Ein niederländischer Arzt habe um 10.30 Uhr seinen Tod bestätigt.

Der Präsident des UN-Tribunals in Den Haag, Fausto Pocar, begrüßte den Abschlussbericht der niederländischen Justiz. Das Tribunal werde aber seine interne Untersuchung fortsetzen. Dabei gehe es um die medizinische Behandlung, die Milosevic während der Haft erhalten hat.

27.3.06 – Stanislaw Lem ist tot

In Krakau ist gestern der polnische Schriftsteller und Essayist Stanislaw Lem im Alter von 84 Jahren gestorben. Im September 1921 als Sohn eines polnisch-jüdischen Arztes im galizischen Lemberg geboren, erwarb er sich nach dem Medizinstudium umfassende Kenntnisse in Physik, Biologie, Kosmologie und Philosophie. Nach dem Krieg begann er, zunächst von der Zensur behindert, seine literarische Karriere und wurde zu einem der bedeutendsten Autoren der Science-Fiction-Literatur, indem er sie mit dem strengen Geist der wissenschaftlichen Hypothesenbildung durchtränkte.

Seine großen Erfolge, die "Sterntagebücher" (1957, dt. 1961), die "Robotermärchen" und vor allem der verfilmte Roman "Solaris" (1961, dt. 1972), zeichneten ein zunehmend pessimistisches Menschenbild in den kosmologisch-planetarischen Raum wie in die Apparaturen des technologischen Fortschritts ein. Er war in seinen Stoffen ein Autor des 21. Jahrhunderts, in seinem skeptischen Weltbild ein Kind der Katastrophen des 20. Jahrhunderts.