Am
Flughafen Barajas in Madrid ist eine MD-82 der Spanair nach technischen
Problemen über die Piste hinausgeschossen. Ob sich unter den 172
Menschen an Bord auch Schweizer befanden, ist unklar.
Ein
Flug in den Urlaub auf Gran Canaria wurde zur Katastrophe: Bei einem
missglückten Start sind auf dem Flughafen von Madrid bis zu 153
Menschen ums Leben gekommen. Nur 19 der 172 Insassen sollen das Unglück
überlebt haben. Über die exakte Zahl der Menschen an Bord herrschte am
Abend noch Unklarheit. Gemäss den Behördern werden 25 Personen vermisst.
Zu
dem Unglück war es gekommen, als die MD-82 der spanischen Gesellschaft
Spanair über die Landebahn hinausschoss, in Brand geriet und in einer
Senke zerschellte. Zuvor hatte das linke Triebwerk der zweistrahligen
Maschine beim Start Feuer gefangen.
Pilot konnte Start nicht mehr abbrechen
Experten
vermuteten, ein Triebwerk der zweistrahligen Maschine des Typs
McDonnell Douglas könnte beim Start in Brand geraten sein, als das
Flugzeug den «Point of no return» überschritten habe. Die Maschine habe
möglicherweise eine solche Geschwindigkeit erreicht gehabt, dass der
Pilot den Start nicht mehr abbrechen konnte.
Die 20 Jahre alte Unglücksmaschine war seit 1999 Teil der Spanair-Flotte, flog aber zuvor bereits seit 1993 für Korean Air.
Unglück beim zweiten Startversuch
Laut
Flugplan hätte die Spanair-Maschine mit den Flugnummern JK 5022 und LH
2554 bereits um 13.00 Uhr vom Grossflughafen Barajas abheben sollen.
Nach Angaben der Zeitung «El País» wurde ein erster Start aber wegen
technischer Probleme abgebrochen. Gegen 14.45 Uhr geschah beim zweiten
Startversuch die Tragödie.
Der Flughafen wurde sofort für den
gesamten Verkehr gesperrt. Wenig später wurden die Starts und Landungen
in eingeschränktem Umfang wieder aufgenommen. Dutzende Feuerwehr- und
Rettungsfahrzeuge waren am Unglücksort im Einsatz. Über der
Einsatzstelle stand eine riesige Rauchsäule.
Helfer der
Rettungsdienste berichteten, das Flugzeug sei in mehrere Teile
zerbrochen. «Es ist ein Wunder, dass überhaupt jemand überlebte», sagte
ein Augenzeuge. Ein Helfer berichtete: «Das Wrack war total verkohlt
und voller Leichen. Da sah nichts mehr wie ein Flugzeug aus.»
Viele Schwerverletzte
Die
wenigen Überlebenden befanden sich laut Medienberichten in kritischem
Zustand. Viele von ihnen wurden in eine nahe gelegene Klinik mit
Spezialabteilung für Brandverletzungen gebracht.
Die Spitäler in
Madrid wurden sofort nach dem Unfall aufgefordert, Betten zur Verfügung
zu stellen. Einige Kliniken entliessen daraufhin Patienten mit
leichteren Erkrankungen, um Platz zu schaffen. Spaniens Regierungschef
José Luis Rodriguez Zapatero unterbrach seinen Urlaub und flog nach
Madrid zurück.
Angehörige werden betreut
Auf dem
Flughafen von Las Palmas auf Gran Canaria trafen unterdessen Dutzende
verzweifelte Angehörige von Fluggästen ein. Sie wurden von Mitarbeitern
des Roten Kreuzes psychologisch betreut. Auch auf dem Madrider
Flughafen warteten Hunderte von Angehörigen auf Neuigkeiten. Für sie
wurde ein Krisenzentrum eingerichtet.
Ob auch Schweizer unter den
Opfern sind, blieb am Abend offen. Sieben Passagiere mit
Lufthansa-Ticket sollen für den Gemeinschaftsflug der Star Alliance
eingecheckt haben.
Geldnot bei Spanair
Die
Fluggesellschaft Spanair befindet sich seit geraumer Zeit in
wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die skandinavische Muttergesellschaft
SAS hatte vergeblich versucht, einen Käufer für das kränkelnde
Unternehmen zu finden.
Zurzeit ist Spanair dabei, fast ein Drittel ihrer Beschäftigten zu entlassen und das Streckennetz zu reduzieren.
Schwerster Unfall seit Jahrzehnten
Am
Madrider Flughafen hatte es zuletzt vor knapp 25 Jahren zwei
Flugzeugkatastrophen gegeben. Ein Jumbo-Jet der kolumbianischen Linie
Avianca war beim Landeanflug abgestürzt, 181 Menschen starben. Kurze
Zeit später prallten auf der Startbahn eine Iberia- und eine
Aviaco-Maschine im Nebel zusammen. 93 Menschen kamen um.