Der Engel des Todes
Es war einmal ein altes Ehepaar, das hatte einen Sohn. Der Vater war Schreiner, der Sohn war Schneider. Eines Tages bat der Sohn seinen Vater um die Erlaubnis, eine Reise nach einem weit entfernten Heiligtum zu unternehmen. Als er nun unterwegs war, traf er einen Derwisch, und die beiden wurden Reisegefährten. Eines Tages ließen sie sich zum Mittagessen nieder, und der Jüngling lud den Derwisch ein, sein Essen mit ihm zu teilen. Der Jüngling setzte seine Reise fort. Als er wieder nach Hause kam, wollten seine Eltern ihn verheiraten. Er aber wehrte ab mit den Worten: "Ich will keine Frau." So ging es eine Weile, bis der Sohn dreißig Jahre alt wurde. Da sprach sein Vater zu ihm: "Mein Söhnchen! Mittlerweile ist mein Bart weiß geworden. ich würde dich gerne als Bräutigam sehen!" Auf jeden Fall wurde die Hochzeit vorbereitet und die Hochzeitsnacht fand statt. Aber gerade, als Braut und Bräutigam die Hände ineinanderlegten, öffnete sich die Tür, der Derwisch trat ein und sprach: "Habe ich dir nicht gesagt, Jüngling, du sollest nicht heiraten, denn deine Hochzeitsnacht werde die letzte Nacht deines Lebens sein?" – "Gewähre mir eine kurze Frist", erwiderte der Jüngling, "damit ich meine Eltern rufen kann." Er rief sie beide, und als sie gekommen waren, erinnerte er sie an ihr Versprechen: "Ihr habt doch versprochen, daß ihr zu dem Zeitpunkt, wenn Azra’il komme, bereit seid, eure Seele anstelle meiner zu geben. Hier nun ist Azra’il gekommen. Gebt ihm eure Seele!" Da bot der Vater sich an: "Komm, Azra’il, und nimm meine Seele!" Sogleich machte Azra’il sich daran, die Seele des Vaters aus seinem Körper zu ziehen. Er hatte sie schon bis zur Brust herausgezogen, da rief der Vater: "Azra’il! Es ist doch zu schwer, die Seele herzugeben. Nimm lieber seine eigene Seele!" Gerade als Azra’il den Sohn zum Schlafen legte, rief nun die Mutter: Persisches Märchen |
L’épitaphe
L’épitaphe
J’ai vécu dans ces temps et depuis mille années J’ai vécu dans ces temps et pourtant j’étais libre. Vous qui vivez qu’avez-vous fait de ces fortunes? Vivants, ne craignez rien de moi, car je suis mort. Robert Desnos
Epitaph Ich bin der Tote, der durch jene Zeiten schritt. In jenen Zeiten lebt ich – lebt ich frei. Mit alledem, ihr Menschen, was fingt ihr damit an? Ihr Lebenden, ich leb nicht, ihr braucht nicht bang zu sein. Übertragung: Paul Celan |
Lobgesang
Lobgesang nach: Befiehl du deine Wege (1920) I 2 3 Bertold Brecht |
sonnetLXXII
SONNET LXXII
O, lest the world should task you to recite William Shakespeare LXXII. Sonett O, daß die Welt dir nicht mit Fragen droht, Nachdichtung: |
Pleuro
Pleuro (ca. 480 v. Chr.) (…) Weißarmige Kalliope, Der Boiotische Mann so sprach, der süßen Bakchylides von Keos |
La Mort
La mort des artistes
Combien faut-il de fois secouer mes grelots Nons userons notre âme en de subtils complots, Il en est qui jamais n’ont connu leur Idole, N’ont qu’un espoir, étrange et sombre Capitole! Charles Baudelaire Der Tod der Künstler Wie lange werd ich fröstelnd beben müssen Wir zehren unsre kraft in spitzen plänen, So manche fanden niemals ihr Idol, Mit einer hoffnung, düstres kapitol, Übertragung: Stefan George |
Stehen im Schatten
Stehen im Schatten
Stehen im Schatten Für-niemand-und-nichts-Stehn. Mit allem, was darin Raum hat, Paul Celan |
Manas
Manas (1927) "Schnee sein, Wind sein, Nicht zu wissen von gestern, morgen, Alfred Döblin |
Nachdem
Nach dem Tod
Wir starben und erwarteten vom Tod einiges. Nun keine Nachricht mehr aus dieser Welt; Hit Sitki Taranci |
Sonntag
Am vierten Sonntag nach Ostern
Nicht eine Gnadenflamme hehr Und ob auch Öde mich umgibt, Den Lebenshauch halt ich von dir, Ich hebe meine Stimme laut, Nur aufgeschaut, nur nicht zurück! XXXX |