Wege
In wenigen Stunden Wie? Wann? Und Wo? – Die Götter bleiben stumm! Willst du ins Unendliche schreiten, Johann Wolfgang von Goethe |
Wandrers Nachtlied
Wandrers Nachtlied
Der du von dem Himmel bist, Johann Wolfgang Goethe |
Trost
Trost
Wenn in langen trüben Stunden O dann neigt sich Gott herüber, Novalis |
Tristesse
Tristesse
J’ai perdu ma force et ma vie,
et mes amis et ma gaîté;
J‘ai perdu jusqu’à la fierté
Qui faisait croire à mon génie.
Quand j’ai connu la Vérité,
J’ai cru que c’était une amie;
Quand je l’ai comprise et sentie,
J’en étais déjà dégoûté.
Et pourtant elle est éternelle,
Et ceux qui se sont passés d’elle
Ici-bas ont tout ignoré.
Dieu parle, il faut qu’on lui réponde.
Le seul bien qui me reste au monde
Est d’avoir quelquefois pleuré.
Alfred de Musset
Zuflucht
Zuflucht noch hinter der Zuflucht Für Peter Huchel Hier tritt ungebeten nur der wind durchs tor Unzählige leitungen läßt er legen Vom dach des leeren kuhstalls Was machst du, fragt gott Herr, sag ich, es Und seine antwort wächst Reiner Kunze |
Grabinschrift
Grabinschrift
I II III Rhan Veli Kanik |
Ida Lamp
Requiem
unüberschaubar einzig ida lamp Ida Lamp |
Totenlied
Totenlied für Klabund
An Deine Bahre treten, Es kommen die Hamburger Mädchen Es kommen die englischen Fräuleins, Es kommt am Humpelstocke Es kommt der Wilhelm Fränger, Es kommen alle Vögel Es kommt ein Handwerksbursche Es kommt auf Beinen wie ein Reh Carl Zuckmayer |
Der alte Grabstein
Der alte Grabstein
In einem kleinen Marktflecken, bei einem Manne, der sein eigenes Haus hatte, saß die ganze Familie abends im Kreise beisammen, zu einer Jahreszeit, da man sagt: "Die Abende werden länger"; es war noch mild und warm; die Lampe war angezündet; die langen Vorhänge hingen vor den Fenstern, auf denen Blumentöpfe standen, und draußen war herrlicher Mondschein; davon redeten sie jedoch nicht, sie redeten von einem alten, großen Stein, der unten auf dem Hofe lag, dicht bei der Küchentür, wo die Mägde oft die gescheuerten Kupfersachen hinstellten, damit sie in der Sonne trockneten, und wo die Kinder zu spielen pflegten – es war eigentlich ein alter Grabstein. Zuerst starb die Frau! ich entsinne mich des Tages ganz genau! Ich war ein kleiner Junge und mit meinem Vater beim alten Preben drinnen, als sie gerade eingeschlafen war; der alte Mann saß ganz bewegt da, weinte wie ein Kind – die Leiche lag noch in der Schlafstube, dicht neben dem Platz, wo wir saßen-, und er sprach mit meinem Vater und ein paar Nachbarn darüber, wie einsam es jetzt werden würde, was für ein Segen sie gewesen war, wie viele Jahre sie mitsammen verlebt hatten und wie es gekommen war, daß sie einander kennenlernten und liebgewannen; ich war, wie gesagt, klein und stand dabei und hörte zu, aber ich war so seltsam erfüllt davon, dem alten Manne zuzuhören und zu sehen, wie er immer lebhafter wurde, rote Wangen bekam, als er von den Verlobungstagen sprach, wie entzückend sie gewesen war, wie viele kleine harmlose Umwege er gemacht hatte um sich mit ihr zu treffen; und er sprach vom Hochzeitstag, seine Augen glänzten dabei, er lebte geradezu wieder in jener freudvollen Zeit, und dabei lag sie jetzt tot in der Schlafstube nebenan, eine alte Frau, und er war ein alter Mann und sprach von der Zeit des Hoffens! – Jaja, so geht Und der alte Mann, der dies erzählte, schüttelte wehmütig den Kopf. ,,Vergessen! – Alles wird vergessen!" sagte er. Und dann unterhielt man sich in der Stube von anderen Dingen; aber der kleinste Junge da drinnen, ein Kind mit großen, ernsten Augen, kletterte auf den Stuhl hinter den Vorhängen und blickte auf den Hof hinunter, wo der Mond hell auf den großen Stein schien, der ihm sonst immer leer und platt vorgekommen war, der aber jetzt dalag wie eine ganze große Seite aus einem Geschichtenbuch. Alles, was der Junge von Preben und dessen Ehefrau vernommen hatte, lebte in diesem Stein; und er sah ihn an, und er sah zu dem hellen, klaren Mond empor, in die reine, hohe Luft, und es war gerade, als ob Gottes Antlitz auf die Erde niederleuchtete. Hans Christian Andersen |
Hälfte des Lebens
Hälfte des Lebens
Mit gelben Birnen hänget Weh mir, wo nehm ich, wenn Friedrich Hölderlin |