Gedicht Theodor Fontane Ausgang

Ausgang

Immer enger, leise, leise
Ziehen sich die Lebenskreise,
Schwindet hin, was prahlt und prunkt,
Schwindet Hoffen, Hassen, Lieben,
Und ist nichts in Sicht geblieben
Als der letzte dunkle Punkt.

Theodor Fontane

Gedicht Andreas Gryphius An sich selbst

An sich selbst

Mir grauet vor mir selbst; mir zittern alle Glieder,
Wenn ich die Lipp und Nas und beider Augen Kluft,
Die blind vom Wachen sind, des Atems schwere Luft
Betracht und die nun schon erstorbnen Augen-Lider.

Die Zunge, schwarz vom Brand, fällt mit den Worten nieder
Und lallt ich weiß nicht was; die müde Seele ruft
Dem großen Tröster zu; das Fleisch ruft nach der Gruft;
Die Ärzte lassen mich; die Schmerzen kommen wieder.

Mein Körper ist nicht mehr als Adern, Fell und Bein.
Das Sitzen ist mein Tod, das Liegen meine Pein.
Die Schenkel haben selbst nun Träger wohl vonnöten.

Was ist der hohe Ruhm, und Jugend, Ehr und Kunst?
Wenn diese Stunde kommt, wird alles Rauch und Dunst,
Und eine Not muß uns mit allem Vorsatz töten.

Andreas Gryphius

Gedicht Thomas Bernhard Anruf

Anruf
(vor 1958)

Die Zeit ist ausgelöscht
o Herr
mein Wort das bitter kam
und finster
Herr
zu finster für die Erde
ausgelöscht ist meine Qual
mein Hunger ausgetrunken
und mein Herz in Nächten
die zerpflügt sind
mit dem Pflug der Lieder
die Zeit ist ohne End’
doch voll der Träume Not
die mich nicht will
auf meinem Stein des Sterbens.

Thomas Bernhard

Gedicht Franco de Faveri Anche gli alberi un tempo erano croci

Anche gli alberi un tempo erano croci

Anche gli alberi un tempo erano croci
Appesi ai rami d‘ombra agonizzavano
i miei fratelli, il sole dentro gli occhi.

Perduta era dell’anima l’effigie
umana, sconosciuta ogni parola
d’amore era tra i simili, scomparso
tutto dell’uomo il seme e la misura.

Tutto passò in dilirio: la memoria,
torbido lago ove affluisce il cuore,
sarà specchio d’immagini e di nomi.

Torno a scoprire i morti ad uno ad uno,
incustodite ceneri, a ridire
il nome dei compagni come in una
segreta antologia.

EIio Filippo Accrocca

 

 

Auch die Bäume waren einmal Kreuze

Auch die Bäume waren einmal Kreuze. An den Schattenzweigen
hängend, waren meine Brüder am Sterben, die Sonne in den Augen.

Verloren war der Seele menschliches Ebenbild, unbekannt war
jedes Liebeswort zwischen den Nächsten, verschwunden ganz des
Menschen Same und Maß.

Alles ging vorüber im Wahn: das Gedächtnis, ein trüber See, wo
das Herz hinströmt, wird Spiegel von Bildern und Namen sein.

Ich kehre zurück und entdecke die Toten einen um den andern,
unbewachte Asche, und sage die Namen der Genossen auf wie eine
geheime Anthologie.

Übertragung: Franco de Faveri/Regine Wagenknecht

Gedicht Andreas Gryphius Am Ende

Am Ende

Ich habe meine Zeit in heißer Angst verbracht:
Dies lebenslose Leben

Fällt, als ein Traum entweicht,
Wenn sich die Nacht begeben
Und nun der Mond erbleicht;
Doch mich hat dieser Traum nur schreckenvoll gemacht.

Was nutzt der hohe Stand? Der Tod sieht den nicht an.
Was nutzt mein Tun und Schreiben,
Das die geschwinde Zeit
Wird wie den Rauch zertreiben?
O Mensch, o Eitelkeit,
Was bist du als ein Strom, den niemand halten kann?

Jedoch was klag ich dir? Dir ist mein Leid erkannt.
Was will ich dir entdecken,
Was du viel besser weißt:
Die Schmerzen, die mich schrecken,
Die Wehmut, die mich beißt,
Und daß ich meinem Ziel mit Winseln zugerannt?

Andreas Gryphius

Gedicht Erich Kästner Ein alter Mann geht vorüber

Ein alter Mann geht vorüber

Ich war einmal ein Kind. Genau wie ihr.
Ich war ein Mann. Und jetzt bin ich ein Greis.
Die Zeit verging. Ich bin noch immer hier
Und möchte gern vergessen, was ich weiß.
Ich war ein Kind. Ein Mann. Nun bin ich mürbe.
Wer lange lebt, hat eines Tags genug.
Ich hätte nichts dagegen, wenn ich stürbe.
Ich bin so müde. Andre nennen’s klug.

Ach, ich sah manches Stück im Welttheater.
Ich war einmal ein Kind, wie ihr es seid.
Ich war einmal ein Mann. Ein Freund. Ein Vater.
Und meistens war es schade um die Zeit…
Ich könnte euch verschiedenes erzählen,
Was nicht in euren Lesebüchern steht.
Geschichten, welche im Geschichtsbuch fehlen,
Sind immer die, um die sich alles dreht.
Wir hatten Krieg. Wir sahen, wie er war.
Wir litten Not und sah’n, wie sie entstand.
Die großen Lügen wurden offenbar.
Ich hab’ ein paar der Lügner gut gekannt.

Ja, ich sah manches Stück im Welttheater.
Ums Eintrittsgeld tut’s mir noch heute leid.
Ich war ein Kind. Ein Mann. Ein Freund. Ein Vater.
Und meistens war es schade um die Zeit…

Wir hofften. Doch die Hoffnung war vermessen.
Und die Vernunft blieb wie ein Stern entfernt.
Die nach uns kamen, hatten schnell vergessen.
Die nach uns kamen, hatten nichts gelernt.
Sie hatten Krieg. Sie sahen, wie er war.
Sie litten Not und sah’n, wie sie entstand.
Die großen Lügen wurden offenbar.
Die großen Lügen werden nie erkannt.

Und nun kommt ihr. Ich kann euch nichts vererben:
Macht, was ihr wollt. Doch merkt euch dieses Wort:
Vernunft muß sich ein jeder selbst erwerben,
Und nur die Dummheit pflanzt sich gratis fort.
Die Welt besteht aus Neid. Und Streit. Und Leid.
Und meistens ist es schade um die Zeit.

Erich Kästner

Gedicht Joseph v. Eichendorff Im Alter

Im Alter

Wie wird nun alles so stille wieder!
So war mirs oft in der Kinderzeit,
Die Bäche gehen rauschend nieder
Durch die dämmende Einsamkeit,
Kaum noch hört man einen Hirten singen,
Aus allen Dörfern, Schluchten weit
Die Abendglocken herüberklingen,
Versunken nun mit Lust und Leid
Die Täler, die noch einmal blitzen,
Nur hinter dem stillen Walde weit
Noch Abendröte an den Bergesspitzen
Wie Morgenrot der Ewigkeit.

Joseph v. Eichendorff

Gedicht Elias Canetti Alles

Alles

Was du gegen den Tod zu sagen hast, ist nicht weniger unwirklich als die
Seelen-Unsterblichkeit der Religionen.
Es ist sogar noch unwirklicher, denn es will alles bewahren, nicht nur eine Seele.
Eine Unersättlichkeit, die beinahe nicht zu begreifen ist.

Elias Canetti

Organspende

Organspende – Lebensversicherung für Mitmenschen

Jeder von uns kann sich eines Tages auf der Warteliste für eine Organtransplantation befinden. Dann ist man auf eine Organspende angewiesen, zu der sich eine andere Person vor ihrem Tode bereit erklärt hat.

In der Schweiz sorgt die national anerkannte Stiftung Swisstransplant dafür, dass ein Organ den Empfänger findet, der dies am meisten benötigt. Dazu geht Swisstransplant nach strengen Regeln vor. Spender und Empfänger sind genau bekannt, missbräuchlicher Organhandel (z.B. mit widerrechtlich erlangten Organe aus der dritte Welt wird dadurch verhindert. So verwundert es wenig, dass 80% der Schweizer in Umfragen die Organtransplantation für eine gute Sache halten. Die persönliche Bereitschaft aber, sich als Organspender zur Verfügung zu stellen, fällt schwer, setzt diese Entscheidung doch auch eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod voraus.

Wenn auch Sie Spender werden möchten, dann können Sie dies mit einem Spenderausweis von Swisstransplant dokumentieren. Diesen Ausweis tragen Sie immer auf sich. Er stellt Ihre Einverständnis zur Organentnahme dar und ermöglicht gegebenenfalls eine Organtransplantation. Da Ihr Name in kein Register eingetragen wird, können Sie diese Erklärung durch Vernichten des Ausweises auch einfach wieder rückgängig machen.

Informationsbroschüren und Organspenderausweise können unter folgender Nummer direkt bei Swisstransplant bestellt werden +41 900 570 234 bzw. per Email.

Artikel zum Thema
Was hat die Ökonomik mit Organspenden zu tun? – Bemerkungen zum schweizerischen Transplantationsgesetz – Charles B. Blankart und Gilbert Thiel [
mehr…]

Sterbehilfe

Vereinigung für humanes sterben – Exit.

Legate

Haben Sie auch schon daran gedacht, eine gemeinnützige Institution bei Ihrem Ableben zu begünstigen? Oder wollen Sie als Erbe einen Teil Ihrer Erbschaft in Form einer Spende an wohltätige Organisationen zukommen lassen? Die Nachlassregelung sollte, auch wenn dies oft nicht leicht fällt, sorgfältig geplant und rechtzeitig an die Hand genommen werden.

Befassen Sie sich für die Planung der Nachlassregelung mit folgenden Punkten:
1. Art des Vermächtnisses: Legate, Erbeinsetzung
2.
Auswahl der Institution
3. Verfassen des Vermächtnisses
4. Rechtsberatung, Fragen und Antworten

1. Art des Vermächtnisses
Zuwendungen an gemeinnützige Organisationen durch eine Spende, ein Testament oder Erbvertrag haben in den vergangenen Jahren stetig an Bedeutung gewonnen. In einem Testament werden hauptsächlich zwei Verfügungsarten unterschieden: Legate und Erbeinsetzung. Andere sind u.a. Nacherbeneinsetzung, Stiftungen und Erbverträge. Verfügen Sie im Zweifelsfall ein Legat, oder lassen Sie sich von einem unabhängigen Notar beraten.

Das Legat
Mit einem Legat können Vermögens-(z.B. 25’000 CHF) und Sachwerte (z.B. Liegenschaft) aus Ihrem Besitz zugewiesen werden. Legate werden vor der Aufteilung an die Erben ausgerichtet, wobei deren Pflichtteile nicht verletzt werden dürfen.

Die Erbeinsetzung
Anstelle eines fixen Vermögensbetrages oder eines Sachwerts können Sie mit einer Erbeinsetzung auch Anteile Ihres Nachlasses oder den ganzen Nachlass an Dritte vermachen.

2. Auswahl der Institution
Lassen Sie sich genug Zeit bei der Auswahl der Institution. Suchen Sie sorgfältig die zu bedenkende Organisation aus und informieren Sie sich gründlich über deren Tätigkeiten und Spendengelderverwendung. Die Auswahl kann manchmal sehr schwer sein. Vielfach unterstützt man mit seinem Vermächtnis Organisationen, denen man als langjähriger Spender treu war. Andere wiederum wollen bestimmte Aktivitäten mit einem grösseren Betrag nach dem eigenen Tod fördern. Denken Sie auch daran, dass es sinnvoll sein kann, mehrere Organisationen zu unterstützen.

In unserem Dienstleisterverzeichnis können Sie regionenspezifische Hilfs- und Spendenorganisationen finden. Die schweizerische Fachstelle für Spenden sammelnde und gemeinnützige Institutionen ZEWO gibt jedes Jahr einen Spendenspiegel heraus, aus dem Sie ebenfalls mehr Informationen über die meisten Spenden- und Hilfsorganisationen erhalten.

3. Verfassen des Vermächtnisses

Muster-Testament (Quelle ZEWO)
Ich, Anna Muster, geb. am 30.5.1940, verfüge letztwillig:
1. Meine Hinterlassenschaft soll an meine gesetzlichen Erben, nämlich meinen Ehemann Fritz und
meine Kinder Brigitte und Fritz Muster nach Massgabe des Gesetzes gehen.
2. Meiner Schwester Susanne Schmid-Muster, wohnhaft in Bern, hinterlasse ich mein Tafelsilber.
3. Der gemeinnützigen Organisation xyz vermache ich den Betrag von Fr. 100’000.—.
4. Als Willensvollstrecker setze ich pk ein.
Zürich, den 24.6.2000
Anna Muster