10.3.06 – Architekt Harry Seidler gestorben

Der in Australien lebende österreichische Architekt Harry Seidler ist im Alter von 82 Jahren gestorben.

Seidler erlag nach Angaben eines Geschäftspartners den Folgen eines im Vorjahr erlittenen Schlaganfalls. Der am 25. Juni 1923 in Wien geborene Sohn eines Textilfabrikanten emigrierte 1938 mit seiner Familie zunächst nach England. 1949 eröffnete er ein Architekturbüro in Sydney und wurde zu einem der bekanntesten Architekten Australiens. Seidler war unter anderem Schüler von Walter Gropius, Marcel Breuer, Oscar Niemeyer und Joseph Albers.

8.3.06 – Musiker Ali Farka Touré ist tot

In seinem Heimatort Niafunké in Mali ist der Gitarrist Ali Farka Touré am Dienstag einem Krebsleiden erlegen. Berühmt wurde er 1995 durch seine Zusammenarbeit mit dem US-Gitarristen Ry Cooder auf dem Album "Talking Timbuktu". Erst im letzten Monat hatte der 57-Jährige für sein Duett-Album "In the Heart of the Moon" seinen zweiten Grammy erhalten. Seine eigentliche Berufung sah Touré jedoch in seiner Arbeit als Bauer, und vor zwei Jahren war er zum Bürgermeister seiner Gemeinde gewählt worden.

3.3.06 – Annette von Aretin 85-jährig gestorben

Die erste Fernsehansagerin des Bayerischen Rundfunks, Annette von Aretin, ist im Alter von 85 Jahren in München gestorben. Von Aretin wurde vor allem als Beruferaterin in der Ratesendung "Was bin ich?" mit Robert Lembke bekannt.

1.3.06 – Western-Schauspieler Dennis Weaver gestorben

Western-Schauspieler Dennis Weaver ist tot. Der in Europa vor allem aus den TV-Serien «Rauchende Colts» und «Ein Sheriff in New York» bekannte Amerikaner starb am Freitag in seinem Haus im Staat Colorado an den Folgen einer Krebserkrankung. Er war 81 Jahre alt.
 
«Er war ein wundervoller Mensch und ein ausgezeichneter Schauspieler. Wir werden ihn alle vermissen», sagte Burt Reynolds, der ebenfalls in «Gunsmoke» (Rauchende Colts) spielte. Dennis Weaver mimte in der TV-Serie von 1955 bis 1964 den gutmütigen und etwas einfältigen Chester Goode. In «McCloud» (Ein Sheriff in New York) spielte Dennis Weaver dann selbst den Marshal, die Titelrolle Sam McCloud.

Der schnauzbärtige, 1,88 Meter grosse Schauspieler hat mit weit über 100 TV- und Filmrollen einen Ehrenplatz in der «Hall of Great Western Performers». Zu seinen Kinofilmen gehört die Hauptrolle in Steven Spielbergs Leinwanddebüt «Duell» (1971) über eine Verfolgungsjagd auf der Strasse. Weaver war 60 Jahre mit seiner Frau Gerry Stowell verheiratet und hinterlässt ausser ihr drei Söhne.

27.2.06 – Ungarische Stürmer-Legende Bene gestorben

Der legendäre ungarische Torschütze Ferenc Bene ist im Alter von nur 62 Jahren gestorben. Das berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI.

Bene bestritt 76 Länderspiele. Insgesamt schoss er in 418 internationalen Spielen 303 Tore. Sein Debüt gab er als 17-Jähriger beim Budapester Fußballclub Ujpesti Dozsa, für den er 17 Jahre lang spielte. Später arbeitete er als Trainer unter anderem in Norwegen.

Bei den Olympischen Spielen in Tokio von 1964 trug Bene mit insgesamt zwölf Toren zur Goldmedaille der Ungarn bei. Seinen spektakulärsten Auftritt hatte der Angreifer bei der Weltmeisterschaft 1966 in England, wo er gegen die damals seit einem guten Jahrzehnt ungeschlagenen Brasilianer schon in der dritten Minute ein Tor schoss und zum Schluss durch einen Elfmeter das 3:1 für die Ungarn perfekt machte.

23.2.06 – Spaniens Fußball-Legende Zarra gestorben

Am Donnerstag ist Spaniens früherer Fußball-Star Telmo Zarraonandia, Zarra genannt, im Alter von 85 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben. Von 1940 bis 1955 war der Stürmer von Athletic Bilbao sechs Mal Torschützenkönig in der spanischen Meisterschaft. Allein in der Saison 1950/1951 erzielte er 38 Tore. Erst 1990 gelang es einem anderen Stürmer, ebenfalls 38 Treffer in einer Saison zu erzielen, der Mexikaner Hugo Sanchez der für Real Madrid spielte. Zarra spielte fünfzehn Jahre für Bilbao und spielte in 353 Partien mit. Dabei schoss er 334 Tore. Für die spanische Fußballnationalmannschaft trat er 20 mal an und traf 20 mal ins Tor. Bei der Fußballweltmeisterschaft 1950 in Brasilien schoss er das entscheidende 1:0 gegen England und Spanien zog als Gruppen-Erster in die Runde der letzten vier ein. Damals wurde nicht im k.o.-System weitergespielt, sondern alle vier Mannschaften spielten in einer Gruppe gegeneinander. Spanien verlor zwei mal gegen Schweden und Brasilien und spielte gegen Uruguay unentschieden. Weltmeister wurde 1950 Uruguay vor Brasilien.
1951 erzielte er vier Tore im Länderspiel gegen die Schweiz, dass Spanien 6:3 gewann.
Geboren wurde Telmo Zarraonaindia Montoya am 30. Januar 1921 im baskischen Asua (Vizcay).
Der Präsident des spanischen Fußballverbandes, Angel Maria Villar, will den spanischen Fußballvereienen empfehlen, bei den Ligaspielen am Wochenende eine Schweigeminute zu Ehren Zarras einzulegen.

23.2.06 – Regisseur Benno Besson gestorben

Der Schweizer Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter Benno Besson, gefeiert für seine Aufführungen von Stücken seines Mentors Bertolt Brecht und von William Shakespeare, ist tot. Er starb am Donnerstagmorgen 83-jährig in einem Berliner Spital.

Benno Besson realisierte insgesamt über 50 Theater-Aufführungen, darunter zahlreiche Brecht-Stücke, aber auch klassische Dramen von Shakespeare oder Sophokles. Seine Inszenierungen waren immer gesellschaftskritisch, sein Stil wurde oft vom Grotesken geprägt. Er machte die Romandie mit Frisch bekannt, Frankreich mit Brecht und Deutschland mit Moliere.

"Oedipus" abgesagt
Besson hatte Ende Jänner die Proben an Sophokles’ "Oedipus Tyrann" im Pariser Salle Richelieu wegen gesundheitlicher Probleme abgebrochen und die Aufführung ab 25. März abgesagt.

Bei Brecht am Berliner Ensemble
Der am 4. November 1922 in der Nähe von Yverdon geborene Rene-Benjamin Besson gründete schon als 20-Jähriger eine Laienschauspieltruppe und arbeitete während dem Studium der Anglistik und Romanistik als Regieassistent am Zürcher Schauspielhaus. Seine erste eigene Inszenierung waren 1946 "Die Drei Soldaten" von Bertolt Brecht.

1947 ging Besson nach Paris und reiste von dort aus mit Brechts "Die Ausnahme und die Regel" und Moliere-Stücken durch die französische Besatzungszone in Deutschland. 1948 begegnete er Brecht in Zürich und folgte ihm ein Jahr später nach Ostberlin ans Berliner Ensemble. Bis 1958 führte Besson dort Regie, Brecht ließ ihm relativ freie Hand.

Legendäre Inszenierungen
Ein Brecht-Schüler sei er nie gewesen, so Besson, dazu habe es ihm an Intellektualität gemangelt. Der ganz große Erfolg kam für ihn 1962 am Deutschen Theater mit seinen Inszenierungen des "Frieden" von Aristophanes in der Bearbeitung von Hacks.

Auch "Der Drachen" von Jewgeni Schwarz und der "Oedipus Tyrann" von Sophokles waren legendäre Inszenierungen, die am Beginn einer Arbeit standen, die das Theater, nicht nur in Berlin, nachhaltig beeinflusste.

Freier Regisseur ab 1978
1978 verließ er Berlin, um sich als freier Regisseur in ganz Europa zu betätigen. Zwischen 1982 und 1989 war er Direktor der Genfer Bühne "La Comédie". Dabei berief er junge Regisseure wie Matthias Langhoff, die er während seines Aufenthaltes in Deutschland kennen gelernt hatte, in die Romandie.

In dieser Phase seines Schaffens begann Besson mit der zweisprachigen Inszenierung von Theaterstücken beidseits der Saane: 1984 brachte er "Hamlet" auf Französisch in Genf und auf Deutsch in Zürich gleichzeitig auf die Bühne. 1988 folgte das Brecht-Stück "Mann ist Mann" in einer zweisprachigen Aufführung.

Kritik an "Jonas"-Inszenierung
Die Aufführung von "Jonas und sein Veteran" von Max Frisch in deutscher und französischer Sprache am Zürcher Schauspielhaus und im Lausanner Theater Vidy stieß auf Kritik. Die Inszenierung von Frischs "Palaver" greife in den Abstimmungskampf um die Initiative "Schweiz ohne Armee" ein.

Mit Kainz-Medaille geehrt
Besson wurde vielfach ausgezeichnet: 1965 bekam er den Nationalpreis der DDR, 1966 wurde er in Jean-Louis-Barraults internationales Theaterkartell aufgenommen. 1982 erhielt er die Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien, 1994 den Molière-Preis der Stadt Paris und 1985 den Hans-Reinhart-Ring, die bedeutendste Auszeichnung in der Schweiz.

Vater von Katharina Thalbach
Besson ist der Vater der Berliner Film- und Theaterschauspielerin und Regisseurin Katharina Thalbach und des Schauspielers Pierre Besson.

23.2.06 – Schriftstellerin Hilde Domin mit 96 Jahren gestorben

Deutschland hat eine der bedeutendsten Stimmen der Dichtung verloren.
Mit diesen Worten hat Bundespräsident Köhler auf den Tod der Schriftstellerin Hilde Domin reagiert. Ihr Werk werde zu dem gehören, was von der Lyrik des zwanzigsten Jahrhunderts bleibe, sagte Köhler in Berlin. Hilde Domins Dichter-Kollegin und langjährige Freundin Ulla Hahn sagte im Deutschlandradio Kultur, die Lyrikerin habe es wie nur wenige vermocht, ihr Schreiben und ihr Leben miteinander zu verbinden. Jedes Gedicht Hilde Domins habe das Gesicht gelebten Lebens besessen, jedes Wort sei durch ihr Tun beglaubigt gewesen.
Hilde Domin ist gestern im Alter von 96 Jahren in Heidelberg gestorben. Zu ihren bekanntesten Werken zählen neben ihrer Lyrik auch Prosastücke wie der 1968 erschienene Roman ‘Das zweite Paradies’.

21.2.05 – Harald Szeemann ist tot

Am vergangenen Freitagabend verstarb der 1933 in Bern geborene Großkurator an einem Lungenleiden. Er war der Pionier des Crossover und der Entgrenzung der Kunst. Schon seine erste Ausstellung widmete er – damals 24-jährig – Hugo Ball; sie hieß Dichtende Maler, malende Dichter. Mit When Attitudes Become Form: Live in Your Head, der documenta 5, Befragung der Realität – Bildwelten heute und dem Museum of Obesessions half er Fluxus, Konzept und Happening, sich in der Kunstgeschichte zu etablieren. Dass er der damals in starke politische Bewegung geratenen Gesellschaft die ästhetischen Formen zu geben verstand, war sein Talent.

Ohne die Bewegung der 68er und ihre Selbststilisierungen wäre auch die Entwicklung der Kunst undenkbar gewesen. Es war das Glück dieser Generation, mit alten Konventionen brechen zu können und Szeemann gehörte zu ihren beherzten Protagonisten. Dass freilich von Anfang an bei Szeemann auch privatistische Züge mitschwangen, zeigte sich in den 80er Jahren, als man das Projekt der 68er als gescheitert ansehen konnte. Mit Der Hang zum Gesamtkunstwerk entpolitisierte er sich zusehends und der romantische, holistische Aspekt seiner Persönlichkeit verband sich mit dem beginnenden Eskapismus der 80er Jahre. Immer stärker traten “Privatmythologien”, die er anlässlich der documenta 1972 als Begriff geprägt hatte, in den Vordergrund. In den 90er Jahren verschafft ihm die Re-Politisierung der Kunst unter Ausblendung der gesellschaftlichen Bedingungen neue Aufmerksamkeit und Relevanz. Gleich zweimal – 1999 und 2001 – “rettete” er die Biennale in Venedig vor dem künstlerischen Ruin.

Als wichtigster Stichwortgeber und Gestalter einer enorm erfolgreichen Kunstwelt hat er sich bleibenden Ruhm erworben. Wie kein anderer blieb er institutionell unabhängig und erfand das Berufsbild des unabhängigen Kurators, der mit Ausstellungskonzepten unseren Blick auf die Welt verändert. Die Entgrenzung der Kunst und ihre heutige Kategorienlosigkeit ist unter anderem auch sein Verdienst oder sein Verschulden – je nachdem, wie man es betrachten will. Aus heutiger Sicht erscheinen sämtliche Pathosformeln der Nachkriegsrevolution im Westen als verbraucht, weil durchweg akzeptiert. Die Ironie der Freiheit machte auch vor ihm nicht halt. Diente ihm in den 80ern der noch Genie-Künstler als die Vermittlungsfigur, die die Welt zusammenhalten sollte, ist inzwischen auch diese Institution zerbrochen. Entsprechend zurückhaltend wurden seine letzten Ausstellungen aufgenommen. Der Meister der großen Gefühle war in einer Welt der kleinen Ideen nicht mehr zu Hause.