11.01.2008 – Mount-Everest-Bezwinger Sir Edmund Hillary tot

Sir Edmund Hillary ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Er erlag laut Ärzten gestern Abend im neuseeländischen Auckland einem Herzanfall.

Ministerpräsidentin Helen Clark würdigte Hillary als Helden und berühmtesten Neuseeländer, der jemals gelebt habe. Hillary erreichte zusammen mit dem Sherpa Tenzing Norgay am 29. Mai 1953 als erster Mensch den Gipfel des 8.848 Meter hohen Everest. Die beiden waren damit die ersten Menschen auf dem höchsten Punkt der Erde.

Trotz seines Triumphs blieb Hillary stets bescheiden. Er liess sich Ed nennen und bezeichnete sich als einfachen Bienenzüchter. «Sir Ed beschrieb sich als einfachen Neuseeländer mit bescheidenen Fähigkeiten», erklärte Ministerpräsidentin Clark in einer Stellungnahme. «In Wahrheit war er ein Gigant. Er war ein Held, der nicht nur den Everest bezwang, sondern ein Leben voller Entschlossenheit, Demut und Grosszügigkeit führte.»

Einsatz für Menschen in Nepal
Hillary setzte sich jahrzehntelang für die Menschen in Nepal ein. Er sammelte Geld, mit dem er Schulen und Krankenhäuser in der Heimat seines 1986 verstorbenen Sherpas Norgay baute, stellte finanzielle Mittel für die schulische Ausbildung von Sherpa-Kindern bereit und arbeitete beim Aufbau eines Wiederaufforstungsprogramms mit. Die Vereinten Nationen ehrten den Bergsteiger 1987 als einen von weltweit 500 Umweltschützern. Ausserdem erhielt Hillary zahllose Ehrendoktorwürden.

«Er war ein Held und eine Führungspersönlichkeit für uns», sagte Bhoomi Lama von der Nepalesischen Bergsteigert-Gesellschaft. Hillarys Tod sei ein unersetzlicher Verlust. Nepal, wo Hillary wegen seiner Körpergrpsse von 1,88 Metern als «burra sahib», «grosser Mann» bekannt war, verlieh ihm 2003 die Ehrenbürgerschaft.

Staatsbegräbnis
Zuletzt besuchte Hillary den Himalaya im April 2007. Im Gegensatz zu anderen Bergsteigern äusserte er nie den Wunsch, auf einem Gipfel beigesetzt zu werden. Er verfügte, dass seine Asche vor der Küste von Auckland ins Meer gestreut werden soll. Ein Sprecher seiner Familie erklärte heute, die Angehörigen hätten einem Staatsbegräbnis für Hillary zugestimmt. Ein Termin war zunächst nicht bekannt.

Die Nachricht von der Bezwingung des höchsten Bergs der Welt erreichte Grossbritannien vier Tage vor der Krönung von Königin Elizabeth II. In einer ihrer ersten Amtshandlungen schlug sie den damals 33-Jährigen zum Ritter. Lange Zeit äusserte sich Hillary nicht dazu, wer den Gipfel des Everests zu erst erreichte, er oder sein Sherpa Norgay. Er betonte stets, die beiden seien ein Team gewesen. Erst nach Norgays Tod schrieb Hillary 1999 in einem Buch, er habe als erster den Fuss auf den Gipfel gesetzt. Norgay sei ihm wenige Momente später gefolgt. In diesem Moment sei er erleichtert gewesen, die Strapazen hinter sich zu haben.

Privat musste Hillary einen schweren Schicksalsschlag verkraften: Seine erste Frau Louise und die gemeinsame Tochter Belinda starben am 31. März 1975 bei einem Flugzeugabsturz. 1989 heiratete Hillary ein zweites Mal – June Mulgrew, die Exfrau seines Freundes Peter Mulgrew, der ebenfalls bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Das Paar hat zwei Kinder und mehrere Enkel.