Bausch galt weltweit als Erneuerin der Tanzkunst. Sie wurde mit höchsten internationalen Preisen ausgezeichnet. Unter anderem erhielt sie 2007 für ihr Lebenswerk den Goldenen Löwen der Tanzbiennale von Venedig. Im selben Jahr hatte sie als erste Frau den Kyoto-Preis erhalten, die nach dem Nobelpreis höchste Ehrung in Kultur und Wissenschaft.
Die legendäre wie medienscheue Choreografin sei «eine Künstlerin, die den Weg für eine neue Art des Körperausdrucks auf der Bühne geöffnet hat, einen Körper, der tanzt und spricht. Ihre Arbeit hat nicht nur das zeitgenössische Ballett, sondern die ganze Kunst beeinflusst», hiess es in der Begründung der Biennale.
Erst vor fünf Tagen sei bei Bausch eine Krebserkrankung festgestellt worden, sagte die Sprecherin des Wuppertaler Tanztheaters. Noch am Sonntag vor einer Woche habe sie mit ihrem Tanzensemble in Wuppertaler Opernhaus auf der Bühne gestanden.
Radikale tänzerische Umsetzungen
Die zierliche Frau revolutionierte die Tanzkunst: Über vier Jahrzehnte lang stand die 68-Jährige für anspruchsvolles, experimentelles Tanztheater. Charakteristisch für ihr Schaffen war dabei die Form der Präsentation, die inhaltliche Auseinandersetzung mit Grundfragen der menschlichen Existenz und die Orientierung an fremden Kulturkreisen. In ihren weit mehr als 40 Stücken, die sie weltweit präsentierte, verschmelzen Schauspiel, Modern Dance, Pantomime und Musical zu einem neuen Stil. «Körper und Bewegung sind die beste Möglichkeit, um auszudrücken, was mich und uns alle bewegt», sagte Bausch einmal. «Es ist keine Kunst und kein Können, sondern Leben.»
Geboren wurde Josephine (Pina) Bausch am 27. Juli 1940 in Solingen. Ihre tänzerische Ausbildung begann sie 1955 an der von Kurt Joos gegründeten Folkwangschule in Essen.
Unter ihrer Leitung wurde das Wuppertaler Tanztheater, wo sie seit 1973 als Chef-Choreografin wirkte, weltberühmt. Ihre radikalen tänzerischen Umsetzungen, etwa von Gluck-Opern, erregten Aufsehen und entsprachen selten dem gängigen Schönheitsideal.