21.08.2008 – Flugzeugunglück in Madrid fordert nach ersten Angaben 153 Tote

    Am
    Flughafen Barajas in Madrid ist eine MD-82 der Spanair nach technischen
    Problemen über die Piste hinausgeschossen. Ob sich unter den 172
    Menschen an Bord auch Schweizer befanden, ist unklar.

    Ein
    Flug in den Urlaub auf Gran Canaria wurde zur Katastrophe: Bei einem
    missglückten Start sind auf dem Flughafen von Madrid bis zu 153
    Menschen ums Leben gekommen. Nur 19 der 172 Insassen sollen das Unglück
    überlebt haben. Über die exakte Zahl der Menschen an Bord herrschte am
    Abend noch Unklarheit. Gemäss den Behördern werden 25 Personen vermisst.

    Zu
    dem Unglück war es gekommen, als die MD-82 der spanischen Gesellschaft
    Spanair über die Landebahn hinausschoss, in Brand geriet und in einer
    Senke zerschellte. Zuvor hatte das linke Triebwerk der zweistrahligen
    Maschine beim Start Feuer gefangen.

    Pilot konnte Start nicht mehr abbrechen

    Experten
    vermuteten, ein Triebwerk der zweistrahligen Maschine des Typs
    McDonnell Douglas könnte beim Start in Brand geraten sein, als das
    Flugzeug den «Point of no return» überschritten habe. Die Maschine habe
    möglicherweise eine solche Geschwindigkeit erreicht gehabt, dass der
    Pilot den Start nicht mehr abbrechen konnte.

    Die 20 Jahre alte Unglücksmaschine war seit 1999 Teil der Spanair-Flotte, flog aber zuvor bereits seit 1993 für Korean Air.

    Unglück beim zweiten Startversuch

    Laut
    Flugplan hätte die Spanair-Maschine mit den Flugnummern JK 5022 und LH
    2554 bereits um 13.00 Uhr vom Grossflughafen Barajas abheben sollen.
    Nach Angaben der Zeitung «El País» wurde ein erster Start aber wegen
    technischer Probleme abgebrochen. Gegen 14.45 Uhr geschah beim zweiten
    Startversuch die Tragödie.

    Der Flughafen wurde sofort für den
    gesamten Verkehr gesperrt. Wenig später wurden die Starts und Landungen
    in eingeschränktem Umfang wieder aufgenommen. Dutzende Feuerwehr- und
    Rettungsfahrzeuge waren am Unglücksort im Einsatz. Über der
    Einsatzstelle stand eine riesige Rauchsäule.

    Helfer der
    Rettungsdienste berichteten, das Flugzeug sei in mehrere Teile
    zerbrochen. «Es ist ein Wunder, dass überhaupt jemand überlebte», sagte
    ein Augenzeuge. Ein Helfer berichtete: «Das Wrack war total verkohlt
    und voller Leichen. Da sah nichts mehr wie ein Flugzeug aus.»

    Viele Schwerverletzte

    Die
    wenigen Überlebenden befanden sich laut Medienberichten in kritischem
    Zustand. Viele von ihnen wurden in eine nahe gelegene Klinik mit
    Spezialabteilung für Brandverletzungen gebracht.

    Die Spitäler in
    Madrid wurden sofort nach dem Unfall aufgefordert, Betten zur Verfügung
    zu stellen. Einige Kliniken entliessen daraufhin Patienten mit
    leichteren Erkrankungen, um Platz zu schaffen. Spaniens Regierungschef
    José Luis Rodriguez Zapatero unterbrach seinen Urlaub und flog nach
    Madrid zurück.

    Angehörige werden betreut

    Auf dem
    Flughafen von Las Palmas auf Gran Canaria trafen unterdessen Dutzende
    verzweifelte Angehörige von Fluggästen ein. Sie wurden von Mitarbeitern
    des Roten Kreuzes psychologisch betreut. Auch auf dem Madrider
    Flughafen warteten Hunderte von Angehörigen auf Neuigkeiten. Für sie
    wurde ein Krisenzentrum eingerichtet.

    Ob auch Schweizer unter den
    Opfern sind, blieb am Abend offen. Sieben Passagiere mit
    Lufthansa-Ticket sollen für den Gemeinschaftsflug der Star Alliance
    eingecheckt haben.

    Geldnot bei Spanair

    Die
    Fluggesellschaft Spanair befindet sich seit geraumer Zeit in
    wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die skandinavische Muttergesellschaft
    SAS hatte vergeblich versucht, einen Käufer für das kränkelnde
    Unternehmen zu finden.

    Zurzeit ist Spanair dabei, fast ein Drittel ihrer Beschäftigten zu entlassen und das Streckennetz zu reduzieren.

    Schwerster Unfall seit Jahrzehnten

    Am
    Madrider Flughafen hatte es zuletzt vor knapp 25 Jahren zwei
    Flugzeugkatastrophen gegeben. Ein Jumbo-Jet der kolumbianischen Linie
    Avianca war beim Landeanflug abgestürzt, 181 Menschen starben. Kurze
    Zeit später prallten auf der Startbahn eine Iberia- und eine
    Aviaco-Maschine im Nebel zusammen. 93 Menschen kamen um.