Jules Dassin starb am Montag in seiner Wahlheimat Griechenland. Berühmt wurde er mit "Rififi", "Sonntags nie" und "Topkapi" mit seiner Frau Melina Mercouri.
Jules Dassin und seine Frau Melina Mercouri in einer Aufnahme von 1960. Jules Dassin und seine Frau Melina Mercouri im November 1960. DruckenSendenLeserbrief
Er beherrschte die hohe Kunst der Parodie wie kaum ein anderer. Der amerikanisch-französische Filmemacher Jules Dassin, der im Alter von 96 Jahren am Montag in Athen gestorben ist, hat in seiner langen Karriere mit Vorliebe Krimis, Gangsterparodien und Gesellschaftskomödien gedreht. Sein Debüt feierte Dassin mit der komödiantischen Gespenster-Geschichte "Das Gespenst von Canterville" (1944) von Oscar Wilde. Seinen internationalen Durchbruch hatte er mit dem ausgeklügelten und humorvollen Krimi "Rififi" (1955). Der Realismus seiner Filme war manchmal hart und sehr sozialkritisch, Schöntuerei oder Gefälligkeit waren ihm sein Leben lang fremd.
Zu Dassins bedeutendsten Filmen zählen "Nazi Agent" (1942), "Brute force" (1947), eine Anklage des Faschismus, der realistische Polizeithriller "Naked City" (1948), "Sonntags nie" (1960), der Kriminalfilm "Topkapi" (1964), "Uptight" (1968) nach "The Informer" von John Ford, bei dem er die in Irland spielende Handlung in ein schwarzes Ghetto verlegte, sowie "Die Athener Revolte" mit prominenten Griechen als Laiendarstellern.
Politisches Engagement
Der Sohn russisch-jüdischer Emigranten wurde in Middletown in Connecticut (USA) geboren. Unter seinen Ahnen soll ein französischer Offizier Napoleons gewesen sein, sein Vater selbst war Friseur. Nachdem er 1950 als Kommunist vom Komitee für unamerikanische Umtriebe beschuldigt worden war und so auf der berühmten Blacklist landete, wanderte Dasasin nach Europa aus. 1966 heiratete er die griechische Schauspielerin Melina Mercouri und kämpfte an ihrer Seite gegen die griechische Obristenjunta im Exil in Paris. Erst 1968 durfte er wieder in Hollywood Filme drehen. Er könne sich ein Leben ohne politisches Engagement nicht vorstellen, sagte er einmal.
In Frankreich erlangte Dassin unterdessen Weltruf. "Rififi", der grandiose Coup, an dessen Drehbuch Dassin mitgeschrieben hat und in dem er als Juwelendieb auftrat, bekam mehrere internationale Auszeichnungen. Sein Sohn aus einer ersten Ehe mit der Geigerin Béatrice Launer, Joe Dassin, hat in Frankreich Karriere als populärer Chanson-Sänger gemacht, starb jedoch schon 1980 an einem Herzinfarkt.
Der griechische Staat verlieh dem Regisseur 1992 die Ehrenbürgerschaft. Bis zuletzt habe er sich die Begeisterung und Neugier eines jungen Mannes erhalten, sagten Freunde über ihn. Dabei war er bereits seit Jahren gesundheitlich angeschlagen und verließ kaum mehr seine Athener Villa an der Melina Mercouri-Straße.
"Griechenland beklagt den Verlust eines wirklichen Freundes und großen Künstlers", sagte der griechische Ministerpräsident Kostas Karamanlis am Montagabend. Dassin soll seinem Wunsch entsprechend in Athen neben dem Grab Melina Mercouris beigesetzt werden, berichtete das griechische Fernsehen. Nach griechischen Medienberichten starb Dassin an den Folgen eines Hüftgelenkbruchs und einer anschließenden Grippeerkrankung in einem Athener Krankenhaus. Die Trauerfeier wird am kommenden Mittwoch in der Synagoge von Athen stattfinden.