Jürg Federspiel, einer der bedeutendsten deutsch-schweizer Autoren, ist bei einem Stauwehr in der Nähe der Stadt Weil am Rhein tot aufgefunden worden. Der Schriftsteller galt seit dem 12. Januar als vermisst. Selbstmord wird nicht ausgeschlossen.
Basel – Seit seinem ersten Erzählband "Orangen und Tode" (1961) galt der Schweizer Jürg Federspiel als einer der wichtigsten Stimmen der deutschsprachigen Literatur. Das Werk des am 28. Juni 1931 in Kempthal im Kanton Zürich geborenen Autors umfasst über zwei Dutzend Bücher, darunter zahlreiche Romane, Erzählungen, Hörspiele, Dramen und Reportagen.
Seine oftmals an das Dokumentarische grenzende literarische Arbeit zeichnete sich durch ihre ungeheure Polarität aus, einem Spannungsverhältnis zwischen Lebenshunger und Todessehnsucht, der Kontrastierung von Randexistenzen und Etablierten. Zu einem Welterfolg wurde sein zweiter Roman "Die Ballade von Typhoid Mary" (1982). Federspiel erzählt darin die Geschichte des jungen Mädchens Mary Mallon, welches als immune Trägerin des Typhuserregers nach New York emigriert. Als weiterer literarischer Höhepunkt seines Schaffens gilt der 1989 veröffentlichte Roman "Geographie der Lust".
Die Gegensätzlichkeit der Schweiz und New York faszinierten ihn und waren ihm Wohnort und feste Topoi seines Schaffens. Kritiker sahen sein Werk sowohl beeinflusst von dem Schweizer Schriftsteller Blaise Cendars, als auch von den Vertretern der amerikanischen "faction"-Literatur.
Federspiel war seit Jahren schwer krank, er litt an Diabetes und Parkinson. 2001 erschien anlässlich seines 70. Geburtstags sein letztes Buch, die Lyriksammlung "Mond ohne Zeiger". Danach ließ ihn seine Krankheit kaum mehr arbeiten.
Seit dem 12. Januar wurde Jürg Federspiel vermisst, zuletzt wurde er Tags zuvor in Basel gesehen. Am Sonntag wurde der 75-Jährige in der Nähe der baden-württembergischen Stadt Weil am Rhein bei einem Stauwehr tot aufgefunden. Die Polizei schließt eine Selbsttötung nicht aus.