Es ist der dritte Herrscherwechsel in einem Golfstaat seit 15 Monaten. Nach dem König von Saudi- Arabien und dem Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate ist am Sonntag der Emir Kuwaits gestorben. Der 79-jährige Scheich Jaber al Ahmad al Sabah, der seit 27 Jahren herrschte und die Besetzung durch irakische Truppen sowie zuletzt einen neuen Ölboom erlebte, wurde noch am Sonntag beigesetzt.
Mit einem Generationenwechsel ist sein Tod nicht verbunden. Denn auch in Kuwait wird ein alter, kranker Herrscher, der die Amtsgeschäfte längst nicht mehr ausübte, von einem fast ebenso alten und ebenfalls kranken Herrscher abgelöst. Der bisherige Kronprinz Scheich Saed al Abdullah al Sabah, ein Cousin des Verstorbenen, wurde laut Verfassung automatisch zum neuen Emir ernannt.
Sein verstorbener Vorgänger war seit dem Überfall Iraks auf Kuwait 1990 und seiner Flucht nach Saudi-Arabien kaum noch in der Öffentlichkeit aufgetreten und erlitt 2001 einen Schlaganfall. Die Amtsgeschäfte führte daher seit Jahren Premierminister Scheich Sabah, der voraussichtlich zum neuen Kronprinzen ernannt wird. Der 75-jährige Halbbruder des verstorbenen Emirs wird als liberaler Reformer angesehen, der als Außenminister und Premier die Außenpolitik des Landes mit dem weltweit höchsten Pro-Kopf-Einkommen (22 000 Dollar) über Jahrzehnte leitete.
Mit dieser Thronfolge scheint die Kontinuität in dem Golfstaat, der über etwa zehn Prozent der weltweiten Ölreserven verfügt, gewährt. So versicherte der Vorsitzende der Kuwait Petroleum Cooporation, Hani Hussein, noch am Sonntag, die kuwaitische Erdölproduktion werden durch den Tod des Herrschers nicht beeinflusst.
Der Wechsel an der Spitze des Wüstenreiches, das nur eine Million einheimische Bewohner hat, erfolgt zu einem Zeitpunkt, zu dem dank hoher Ölpreise die Kassen voll sind und große Projekte in Angriff genommen werden. So wurden in den vergangenen sechs Jahren über 30 Milliarden Dollar Mehreinnahmen angehäuft. Bisher hatte Kuwait es versäumt, Reformen durchzuführen und seine Wirtschaft zu diversifizieren – seine Einnahmen sind zu 94 Prozent von Erdöl abhängig.