"Ötzi"-Entdecker Simon ist tot
Der seit acht Tagen vermisste Entdecker der Gletscherleiche "Ötzi", Helmut Simon, wurde tot geborgen.
Ein Jäger entdeckte die Leiche des 67-Jährigen am Samstagmorgen in einem Bach im Gasteinertal nordöstlich des Gamskarkogels, teilte eine Sprecherin der Salzburger Bergrettung mit. Simon war vermutlich von einem ungesicherten Jägersteig etwa 100 Meter in die Schlucht gestürzt und offenbar auf der Stelle tot. Er starb nur rund 150 Kinometer von der Stelle entfernt, wo einst der Steinzeitmensch "Ötzi" sein Leben ließ.
Bereits am frühen Morgen war die Bergrettung von Bad Hofgastein bei strahlendem Sonnenschein ein weiteres Mal mit fast 40 Helfern und zahlreichen Suchhunden aufgebrochen. Sie wollten "einen letzten Versuch" zur Bergung des verschollenen Deutschen unternehmen. "Wenn wir bis zum Abend nichts gefunden haben, stellen wir die Suche ein", meinte der Leiter des Suchtrupps, Gerald Krainz.
Bis zu 120 Männer auf der Suche
Niemand bezweifelte zu diesem Zeitpunkt, dass der Mann, der durch die Entdeckung der Gletschermumie "Ötzi" 1991 selbst ein wenig berühmt wurde, nicht mehr am Leben sein konnte. Insgesamt sechs Tage waren die Helfer – oft viele Stunden und bei klirrendem Frost – im Gebiet um den Gamskarkogel unterwegs gewesen. Bis zu 120 Männer, darunter Dutzende Soldaten des österreichischen Bundesheeres, setzte die Bergrettung Hofgastein ein.
Schließlich war es der Jäger Bartholomäus Kranabetter, der die Leiche Simons entdeckte. Er hatte am Samstagmorgen von seinem Hochsitz aus mit dem Feldstecher einen orange-farbenen Fleck in dem Gebirgsbach entdeckt. Über sein Handy verständigte er die Bergwacht, die sofort zur Unglücksstelle eilte. Mit ihnen kam auch der Sohn von Helmut Simon, der am Freitag nach Bad Hofgastein geeilt war, um sich an der Suche nach seinem Vater zu beteiligen. Die Leiche Simons wurde sofort ins Tal gebracht.
Eigentlich wollte Helmut Simon, ein erfahrener Bergwanderer, nur eine kurze Tour unternehmen, als er am Morgen des 15. Oktober ins Gebiet des rund 2400 Meter hohen Gamskarkogels aufbrach. Als er am Nachmittag nicht zurückkehrte, verständigte seine Frau Erika die Polizei und Bergrettung, die sofort die Suche aufnahmen. Zu diesem Zeitpunkt wollte noch niemand glauben, dass der 67-Jährige ein ähnliches Schicksal finden würde, wie der steinzeitliche Gletschermann "Ötzi". Doch mit jedem Tag und mit jeder erfolglosen Suche schwand die Hoffnung.
Entdeckung der Mumie veränderte sein Leben
Simon und seine Frau hatten die 5300 Jahre alte Mumie am 19. September 1991 auf dem Simiaun-Gletscher im Ötztal gefunden. Seither, so meinte er wenige Tage vor seinem Tod, habe sich sein Leben entscheidend verändert.
"Die Umstände, wie wir auf den Ötzi gestoßen sind, das war eine so unglaubliche Kette von Zufällen. Da wurde mir klar, dass mein Leben durch eine Art göttliche Vorsehung geführt wird", sagte Simon Anfang Oktober in einem Gespräch mit den "Nürnberger Nachrichten". Der Ort, an dem der Steinzeitmann den Tod fand, liegt nur rund 150 Kilometer von der Stelle entfernt, wo Simon in den Tod stürzte.
Die österreichischen Bergretter, die Simons Leiche nach tagelanger Suche am Samstag fanden, waren dennoch erleichtert. "Die Rettungskräfte sind erschöpft und traurig, obwohl wir gewusst haben, dass wir ihn wahrscheinlich nicht mehr lebend finden", sagte Sprecherin Andrea Hinterseer in Salzburg. "Wir sind trotz allem erleichtert, dass wir Herrn Simon gefunden haben. So kann seine Familie von ihm Abschied nehmen. Wenn die Opfer vermisst bleiben, ist das für Angehörige oft viel schwieriger zu ertragen."