Der Entdecker des Valiums gestorben
Leo Sternbach – ein Grosser der pharmazeutischen Chemie
Der Chemiker und Entdecker des Valiums, Leo Sternbach, ist, wie erst am Freitag bekannt geworden, am Mittwoch im Alter von 97 Jahren in den USA gestorben. Sternbach kam 1908 als Sohn eines polnischen Apothekers und einer Ungarin im heute zu Kroatien gehörenden Abbazia zur Welt. Seine Eltern waren Juden. In Krakau studierte Sternbach Pharmazie und Chemie, bevor er nach einem Abstecher nach Wien 1937 als Assistent von Leopold Ruzicka, dem späteren Chemie-Nobelpreisträger, an die ETH Zürich kam. 1940 wechselte Sternbach zum Basler Pharmaunternehmen Hoffmann-La Roche, dem er bis zum Tod verbunden blieb.
Nach seiner Übersiedlung nach Amerika 1941 half Sternbach beim Aufbau einer Roche-Niederlassung in Nutley, New Jersey. Auch nach seiner Pensionierung 1973 war er fast täglich in seinem Labor anzutreffen – noch bis vor zwei Jahren. Nach dem Grund für seinen Arbeitseifer gefragt, soll er jeweils geantwortet haben: «Ich möchte auf dem Laufenden bleiben – nicht nur in der Chemie, sondern auch, was die Welt anbelangt.»
In seiner unermüdlichen und mit unzähligen Preisen und Ehrungen bedachten Forscherarbeit entdeckte Sternbach nicht nur das Valium (1963), sondern noch weitere Vertreter der damals neuen Substanzgruppe der Benzodiazepine, die als Beruhigungs- und Schlafmittel, aber auch als Medikamente gegen Epilepsien rasch Medizingeschichte schrieben. Mehr als 200 Patente und ein beträchtlicher Anteil am Roche-Firmenumsatz bleiben unzertrennlich mit dem Namen Sternbach verbunden.